Rational-Choice-Theorie in den Sozialwissenschaften

Inhaltsverzeichnis

Vorwort
A. Einleitung
Andreas Diekmann und Thomas Voss, Die Theorierationalen Handelns. Stand und Perspektiven
B. Grundlagen
Anatol Rapoport, What Is Rationality?
Rudolf Schüßler, Irrationalität und zyklische Präferenzen
Peter Kappelhoff, Adaptive Rationalität, Gruppenselektion und Ultrasozialität
Hartmut Esser, Wertrationalität
Frans N. Stokman, Frame Dependent Modeling of Influence Processes
Norman Braun, Tausch in Netzwerken
Hans J. Hummell und Wolfgang Sodeur, Kommunikationsstruktur und Leistung sozialer Systeme: Simulationen zu den Konsequenzen lokal rationalen Handelns unter verschiedenen Strukturbedingungen
Josef Brüderl, Die Überprüfung von Rational-Choice-Modellen mit Umfragedaten
C. Anwendungen
Vincent Buskens und Werner Raub, Soziale Mechanismen rationalen Vertrauens: Eine theoretische Skizze und Resultate aus empirischen Studien
Siegwart Lindenberg, Myopia's Price: Inefficiencies in Organizations
Thomas Hinz, Geschlechtersegregation und Rational Choice
Karl-Dieter Opp, Warum meinen Leute, sie sollten sich politisch engagieren? Einige Hypothesen über die Entstehung von Normen politischen Engagements und ihre empirische Überprüfung
Peter Preisendörfer, Anwendungen der Rational-Choice-Theorie in der Umweltforschung
Nicole J. Saam, Fallibles Wissen der Konsumenten als Marktversagensgrund
Christoph Bühler, Die Nutzung sozialer Netzwerke in unsicheren Situationen: Entscheidungen über Fertilität und Familienplanung in Kenia
Monika Jungbauer-Gans und Peter Kriwy, Bildung und Gesundheitsvorsorge: Die Impfentscheidung

Rational-Choice-Theorie in den Sozialwissenschaften

Anwendungen und Probleme. Rolf Ziegler zu Ehren

Buch (Gebundene Ausgabe)

134,95 €

inkl. gesetzl. MwSt.

Beschreibung

Details

Einband

Gebundene Ausgabe

Altersempfehlung

ab 22 Jahr(e)

Erscheinungsdatum

10.12.2003

Herausgeber

Andreas Diekmann + weitere

Verlag

De Gruyter Oldenbourg

Seitenzahl

360

Beschreibung

Details

Einband

Gebundene Ausgabe

Altersempfehlung

ab 22 Jahr(e)

Erscheinungsdatum

10.12.2003

Herausgeber

Verlag

De Gruyter Oldenbourg

Seitenzahl

360

Maße (L/B/H)

22,4/14,2/2,8 cm

Gewicht

575 g

Auflage

1

Reihe

Scientia Nova

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-486-56644-4

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Adaptive Rationalität, Gruppenselektion und Ultrasozialität (S. 79)

Peter Kappelhoff

Alles Leben ist Problemlösen.

(Popper 1995)

Die Vernunft führt nicht, sie wird geführt.

(Hayek 1983, S. 75)
1. Das Rationalitätsprinzip als Regel und Metaregel

Rational-Choice (RC)-Erklärungen gehören zur Normalwissenschaft im Bereich der empirischen Sozialforschung. Der Grundgedanke ist dabei stets der Gleiche, nämlich dass das soziale Handeln einer "Situationslogik" folgt. Damit ist gemeint, dass bei gegebenen konsistenten Präferenzen das beobachtete Handeln eines sozialen Akteurs eine rationale Wahl, also "logische" Folge einer bestimmten De- finition der Situation, der Berücksichtigung einer bestimmten Zahl von Handlungsalternativen und der Bewertung dieser Handlungsalternativen im Lichte der für möglich gehaltenen Handlungskonsequenzen, ist – etwa in Form der Wert- Erwartungs-Theorie (WET).

In diesem Sinne wird das Rationalitätsprinzip als harter Kern eines RC-Forschungsprogramms verstanden und gehört somit zur negativen Heuristik. Dabei wird die explanatorische Unvollständigkeit des Rationalitätsprinzips bewusst in Kauf genommen. Entscheidend für den empirischen Gehalt einer RC-Erklärung sind daher die sogenannten Brückenannahmen über Präferenzen, Situationsdefinitionen usw., die sich an der positiven Heuristik des Forschungsprogramms, üblicherweise also an Elementen psychologischer Theorien über Kognitionen und Bewertungen, orientieren.

Damit soll die theoretische Leerstelle des RC-Ansatzes gefüllt werden, die darin besteht, dass das Rationalitätsprinzip selbst keinen Hinweis darauf enthält, welcher Art die Präferenzen und Situationsdefinitionen sind, die die rationale Handlungswahl bestimmen. An dieser Stelle ist nun kürzlich eine aufschlussreiche Kontroverse innerhalb des RC-Ansatzes entbrannt. In einem viel diskutierten Aufsatz beklagt Siegwart Lindenberg (1996) die "relativ leere Handlungstheorie" und fordert "theoriereiche Brückenannahmen".

Lindenberg reagiert damit auf die angesprochene normalwissenschaftliche Praxis von RC-Erklärungen qualitativer oder quantitativer Provenienz, die Brückenannahmen empirisch ad hoc zu spezifizieren. Stattdessen fordert er gemäß der Strategie der abnehmenden Abstraktion die Messung von Präferenzen auf der Grundlage einer Theorie sozialer Produktionsfunktionen, die von zwei Grundbedürfnissen, nämlich physischemWohlbefinden und sozialer Anerkennung, ausgeht.

Auch wenn man an dem konkreten Vorschlag von Lindenberg meiner Meinung nach durchaus Kritik üben kann (siehe auch Opp und Friedrichs 1996), macht er doch ein berechtigtes Unbehagen an der konstatierten (relativen) empirischen Leere des Rationalitätsprinzips deutlich. Bevor ich das Problem aus evolutionstheoretischer Sicht weiter beleuchte, möchte ich kurz auf zwei aktuelle Erweiterungen der RC-Theorie durch prominente Repräsentanten des RC-Ansatzes, nämlich Hartmut Esser und Raymond Boudon eingehen, weil darin unterschiedliche Strategien zum Ausdruck kommen, den RC-Ansatz theoriereicher zu gestalten.

Esser (1997) knüpft in seinem RCtheoretischen Versuch einer Erklärung der Definition der Situation an das Konzept der sozialen Produktionsfunktionen an. Dabei verwendet er die WET als Metatheorie, die die Selektion kulturell geformter Modelle der Situation ebenso bestimmt wie den Modus, mit dem die Akteure die Situation betrachten. Die Essersche Theorie ist im Kern eine Theorie der Metarationalität des Rahmens.

"Die wohl wichtigste Besonderheit
  • Rational-Choice-Theorie in den Sozialwissenschaften
  • Vorwort
    A. Einleitung
    Andreas Diekmann und Thomas Voss, Die Theorierationalen Handelns. Stand und Perspektiven
    B. Grundlagen
    Anatol Rapoport, What Is Rationality?
    Rudolf Schüßler, Irrationalität und zyklische Präferenzen
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