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Beschreibung

Details

Einband

Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

10.06.2019

Verlag

Luchterhand

Seitenzahl

208

Maße (L/B/H)

20,5/12,8/2,2 cm

Gewicht

330 g

Übersetzt von

Eva Bonne

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-630-87606-1

Beschreibung

Rezension

»Ein extrem starkes Debüt.« ("Stern")
»Mit ›West‹ ist Carys Davies ein grandioser Roman über den Mythos des noch unentdeckten amerikanischen Westens gelungen.« ("Thomas Andre / Hamburger Abendblatt")
»Carys Davies schafft es, die elegante Balance zwischen Komik und Tragik zu halten.« ("Tanya Lieske / Deutschlandfunk")
»Carys Davies hat mit ›West‹ einen kraftvollen Roman geschrieben.« ("Rainer Moritz / Deutschlandfunk Kultur")
»Die Geschichte des Abenteurers Bellman und seiner halbwüchsigen Tochter, fein kalibriert übersetzt von Eva Bonné, ist kein historischer Roman im herkömmlichen Sinne.« ("Elke Schmitter / Der Spiegel")
»Einfache Geschichten können sehr wuchtig sein. ›West‹ ist so eine Geschichte.« ("Ferdinand Quante / WDR 5")

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Gebundene Ausgabe

Erscheinungsdatum

10.06.2019

Verlag

Luchterhand

Seitenzahl

208

Maße (L/B/H)

20,5/12,8/2,2 cm

Gewicht

330 g

Übersetzt von

Eva Bonne

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-630-87606-1

Herstelleradresse

Luchterhand
Neumarkter Str. 28
81673 München
Deutschland
Email: kundenservice@penguinrandomhouse.de
Url: www.penguinrandomhouse.de
Telephone: +49 800 5003322
Fax: +49 89 41363333

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Midlife-Crisis im wilden Westen

Miss Pageturner am 23.01.2025

Bewertungsnummer: 2393074

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Dieses Buch war ein völlig spontaner Zufallsfund im Second-Hand-Laden, der dank des Covers und wohl auch unter dem Einfluss des gerade wieder gespielten Red Dead Redemption mitdurfte und dann auch direkt von mir gelesen wurde. Doch hat sich der Spontankauf gelohnt? Von der Sehnsucht Wir schreiben das Jahr 1815. Die junge USA ist zwar noch ein bedeutendes Stück kleiner, als heute, aber gerade mächtig gewachsen. Erst 1803 hat man Frankreich die Kolonie Louisiana abgekauft und besaß nun plötzlich rund doppelt so viel Land, wie zuvor (zur Vorstellung der Dimension: das verkaufte Gebiet umfasst fast ¼ des heutigen Staatsgebietes der USA), von dem man zu großen Teilen gar keine Ahnung hatte, wie es ausschaut. Wenn das mal keine Katze im Sack war. Nachdem die von Präsident Thomas Jefferson beauftrage Lewis-und-Clark-Expedition zur Erkundung der neuerworbenen Gebiete ein voller Erfolg war, brach ein regelrechter Sturm nach Westen aus. Landvermesser und Forscher, aber auch Abenteurer und vor allem Händler, die auf lukrative Geschäfte aus waren, zog es in “DEN Westen”. Es war geradezu eine kollektive Sehnsucht nach dem Unbekannten. Nachdem die erste Welle der Pioniere längst vorbei war, hatten nun Glücksritter und Möchtegernentdecker endlich wieder die Chance der Tristesse des Alltags zu entfliehen und, so stellen sie es sich vor, etwas Großes und Bedeutsames zu leiste. Von dieser Sehnsucht wird auch Maultierzüchter Cy Bellman erfasst. Der Auslöser erscheint trivial, der Fund von riesigen Knochen eines geheimnisvollen Tieres, doch dieser lässt Bellman nicht los. Es scheint absurd, dass dies allein für ihn ausreicht alles stehen und liegen zu lassen, die Tochter bei der Tante zu verfrachten und einfach ins Unbekannte zu reiten, aber letztendlich geht es auch gar nicht um die Knochen. Was die Autorin hier beschreibt, ist in meinen Augen eine Geschichte über Sehnsucht. Nicht nach irgendwelchen Riesentieren, sondern danach etwas zu erreichen. Eine Spur in der Geschichte zu hinterlassen. Der eigene Name der den eigenen Tod überdauern soll, dies ist ein Wunsch, der noch heute viele Menschen antreibt und zu Ruhemsjäger werden lässt, nur eben mittlerweile mit Klicks und Lieks, statt großen Entdeckungen. Amüsant fand ich dabei auch die kurze Spitze über Midlifecrisis von Männern, die Davies der Tante in den Mund legt. Und so zieht also auch Bellmann los, nicht wirklich als Abenteurer, sondern als Getriebener, verfolgt von den eigenen Hoffnungen und Träume und wie es damit ist, wenn man sich an etwas klammert, fällt es schwer davon abzulassen, selbst wenn es längst nicht mehr vernünftig ist. So ist es auch mit Bellmann. Beim Lesen merkt man schon, dass er an den Punkt kommt, wo ihm klar wird, dass es aussichtslos ist, doch umzukehren würde nicht nur bedeuten sich eingestehen zu müssen, dass man Luftschlösser hinterherjagte, sondern auch eine Rückkehr mit leeren Händen in den schnöden Alltag bedeuten. Als Leser ist das bittersüß mitzuerleben, denn es ist schnell klar, was für Knochen da gefunden wurden und ebenso klar ist der/m Leser/in dadurch, wie aussichtslos dieses Unterfangen ist. Das Gefühl, zusammen mit Bellman sehenden Auges ins Unheil zu rennen, wird noch durch den nüchternen Stil der Autorin verstärkt. Verstanden? Ja, gefühlt? Nein. Womit wir mit dem Stil auch bei meinem Problem mit dem Buch wären. Denn die Faszination für die Getriebenheit Bellmans wider jeder Vernunft ist so ziemlich das einzige Gefühl, dass das Buch bei mir hervorrief. Ja, ich habe die Thematik verstanden, ich habe auch die Anspielungen auf die Verfolgung der Native Americans, des beginnenden Kapitalismus und die Unterdrückung der Frau zur Kenntnis genommen, nur gefühlt hab ich es nicht. Und das liegt nicht allein am nüchternen Stil. Anna Seghers zum Beispiel ist eine Meisterin dieses Stils und erzeugt dennoch große Emotionen beim Leser. Warum funktionierte es also hier für mich nicht? Nun zum einen gibt die Handlung nicht viel her, Bellmans Reise mag voller Entbehrungen sein, verläuft trotzdem ziemlich ereignislos. Bess Erlebnisse mögen da dramatischer sein, waren aber auch ziemlich vorhersehbar. Das sorgte dafür das keine der beiden handlugnssträngenw irklcih mti Spannugn oder Interessantes punkten konnte. Auch den einzelnen durchaus klugen Bemerkungen fehlt es an Biss, um wirklich prägnant zu sein und so ziehen die Seiten an einem vorüber, ohne dass ich das Gefühl hatte, hier viel mitzunehmen. Und schlussendlich ließen mich auch so manche Ereignisse im Buch an ihrer Machbarkeit zweifeln. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass man Stricknadeln einfach so als tödliche Pfeile mit einem Bogen abschießen kann. Fazit: West wirft interessante Fragen zum Thema Suche und Sehnsucht und der menschlichen Natur auf, bleibt jedoch emotional distanziert. Obwohl die Idee und die historische Einbettung viel Potenzial bieten, schafft das Buch es nicht eine tiefere Bindung zum Leser aufzubauen. Die Handlung wirkt streckenweise ereignislos und manche Entwicklungen erscheinen wenig glaubhaft. Insgesamt ein Werk, das intellektuell ansprechend, aber emotional schwer greifbar bleibt – für manche Leser vielleicht faszinierend, für mich eher ein Buch, dass ich zwar nicht bereue gelesen zu haben, aber wohl auch schnell vergessen werde.
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Midlife-Crisis im wilden Westen

Miss Pageturner am 23.01.2025
Bewertungsnummer: 2393074
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

Dieses Buch war ein völlig spontaner Zufallsfund im Second-Hand-Laden, der dank des Covers und wohl auch unter dem Einfluss des gerade wieder gespielten Red Dead Redemption mitdurfte und dann auch direkt von mir gelesen wurde. Doch hat sich der Spontankauf gelohnt? Von der Sehnsucht Wir schreiben das Jahr 1815. Die junge USA ist zwar noch ein bedeutendes Stück kleiner, als heute, aber gerade mächtig gewachsen. Erst 1803 hat man Frankreich die Kolonie Louisiana abgekauft und besaß nun plötzlich rund doppelt so viel Land, wie zuvor (zur Vorstellung der Dimension: das verkaufte Gebiet umfasst fast ¼ des heutigen Staatsgebietes der USA), von dem man zu großen Teilen gar keine Ahnung hatte, wie es ausschaut. Wenn das mal keine Katze im Sack war. Nachdem die von Präsident Thomas Jefferson beauftrage Lewis-und-Clark-Expedition zur Erkundung der neuerworbenen Gebiete ein voller Erfolg war, brach ein regelrechter Sturm nach Westen aus. Landvermesser und Forscher, aber auch Abenteurer und vor allem Händler, die auf lukrative Geschäfte aus waren, zog es in “DEN Westen”. Es war geradezu eine kollektive Sehnsucht nach dem Unbekannten. Nachdem die erste Welle der Pioniere längst vorbei war, hatten nun Glücksritter und Möchtegernentdecker endlich wieder die Chance der Tristesse des Alltags zu entfliehen und, so stellen sie es sich vor, etwas Großes und Bedeutsames zu leiste. Von dieser Sehnsucht wird auch Maultierzüchter Cy Bellman erfasst. Der Auslöser erscheint trivial, der Fund von riesigen Knochen eines geheimnisvollen Tieres, doch dieser lässt Bellman nicht los. Es scheint absurd, dass dies allein für ihn ausreicht alles stehen und liegen zu lassen, die Tochter bei der Tante zu verfrachten und einfach ins Unbekannte zu reiten, aber letztendlich geht es auch gar nicht um die Knochen. Was die Autorin hier beschreibt, ist in meinen Augen eine Geschichte über Sehnsucht. Nicht nach irgendwelchen Riesentieren, sondern danach etwas zu erreichen. Eine Spur in der Geschichte zu hinterlassen. Der eigene Name der den eigenen Tod überdauern soll, dies ist ein Wunsch, der noch heute viele Menschen antreibt und zu Ruhemsjäger werden lässt, nur eben mittlerweile mit Klicks und Lieks, statt großen Entdeckungen. Amüsant fand ich dabei auch die kurze Spitze über Midlifecrisis von Männern, die Davies der Tante in den Mund legt. Und so zieht also auch Bellmann los, nicht wirklich als Abenteurer, sondern als Getriebener, verfolgt von den eigenen Hoffnungen und Träume und wie es damit ist, wenn man sich an etwas klammert, fällt es schwer davon abzulassen, selbst wenn es längst nicht mehr vernünftig ist. So ist es auch mit Bellmann. Beim Lesen merkt man schon, dass er an den Punkt kommt, wo ihm klar wird, dass es aussichtslos ist, doch umzukehren würde nicht nur bedeuten sich eingestehen zu müssen, dass man Luftschlösser hinterherjagte, sondern auch eine Rückkehr mit leeren Händen in den schnöden Alltag bedeuten. Als Leser ist das bittersüß mitzuerleben, denn es ist schnell klar, was für Knochen da gefunden wurden und ebenso klar ist der/m Leser/in dadurch, wie aussichtslos dieses Unterfangen ist. Das Gefühl, zusammen mit Bellman sehenden Auges ins Unheil zu rennen, wird noch durch den nüchternen Stil der Autorin verstärkt. Verstanden? Ja, gefühlt? Nein. Womit wir mit dem Stil auch bei meinem Problem mit dem Buch wären. Denn die Faszination für die Getriebenheit Bellmans wider jeder Vernunft ist so ziemlich das einzige Gefühl, dass das Buch bei mir hervorrief. Ja, ich habe die Thematik verstanden, ich habe auch die Anspielungen auf die Verfolgung der Native Americans, des beginnenden Kapitalismus und die Unterdrückung der Frau zur Kenntnis genommen, nur gefühlt hab ich es nicht. Und das liegt nicht allein am nüchternen Stil. Anna Seghers zum Beispiel ist eine Meisterin dieses Stils und erzeugt dennoch große Emotionen beim Leser. Warum funktionierte es also hier für mich nicht? Nun zum einen gibt die Handlung nicht viel her, Bellmans Reise mag voller Entbehrungen sein, verläuft trotzdem ziemlich ereignislos. Bess Erlebnisse mögen da dramatischer sein, waren aber auch ziemlich vorhersehbar. Das sorgte dafür das keine der beiden handlugnssträngenw irklcih mti Spannugn oder Interessantes punkten konnte. Auch den einzelnen durchaus klugen Bemerkungen fehlt es an Biss, um wirklich prägnant zu sein und so ziehen die Seiten an einem vorüber, ohne dass ich das Gefühl hatte, hier viel mitzunehmen. Und schlussendlich ließen mich auch so manche Ereignisse im Buch an ihrer Machbarkeit zweifeln. Ich glaube zum Beispiel nicht, dass man Stricknadeln einfach so als tödliche Pfeile mit einem Bogen abschießen kann. Fazit: West wirft interessante Fragen zum Thema Suche und Sehnsucht und der menschlichen Natur auf, bleibt jedoch emotional distanziert. Obwohl die Idee und die historische Einbettung viel Potenzial bieten, schafft das Buch es nicht eine tiefere Bindung zum Leser aufzubauen. Die Handlung wirkt streckenweise ereignislos und manche Entwicklungen erscheinen wenig glaubhaft. Insgesamt ein Werk, das intellektuell ansprechend, aber emotional schwer greifbar bleibt – für manche Leser vielleicht faszinierend, für mich eher ein Buch, dass ich zwar nicht bereue gelesen zu haben, aber wohl auch schnell vergessen werde.

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Psychologischer Abenteuerroman mit Tiefgang

Bewertung am 08.09.2024

Bewertungsnummer: 2287239

Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

1815 verlässt der Maultierzüchter Cy Bellham seine Farm und macht sich auf den Weg Richtung Westen. Er will die riesigen Tiere finden, die dort angeblich leben. Ein Zeitungsbericht über einen entsprechenden Knochenfund hat den Anstoß dazu gegeben. Regelrecht besessen ist er von dieser Idee. So besessen, dass er sogar seine 10-jährige Tochter Bess zurücklässt. Ihre schmallippige Tante soll sich während seiner Abwesenheit um sie kümmern. Und so reitet Cy mit einem Zylinder auf dem Kopf und ausgestattet mit allem möglichem Krimskrams los. Die Gegenstände will er gegen Essen und Informationen bei den Indianern eintauschen. Mehrere Jahre dauert seine Suche. Er übersteht harte Winter, friert und hungert, aber keine Strapaze ist ihm zuviel. Während des Lesens begleitet mich die Frage, ob Cy Bellham seiner Bestimmung folgt, oder ob er die Grenze zum pathologischen überschreitet? Er wirkt naiv und gutmütig, aber dahinter dominiert eine Besessenheit, die so unumstößlich ist wie Rocky Mountains. Ist das krank? Oder ist es heldenhaft? Ja gar vorbildlich? Hier ist auf jeden Fall Raum für Spekulationen. Interessant wird es, als ihm ein 17-jährige Indianerjunge mit dem seltsamen Namen „Alter Mann in der Ferne“ zur Seite gestellt wird. Der Junge ist entwurzelt, sein Stamm wurde vertrieben, er selbst verdingt sich als Gehilfe eines Fallenstellers. Mit ihm zeigt Carys Davies das Dilemma der indigenen Bevölkerung auf. Der Junge steht für dessen Niedergang. Ihn als Figur einzuführen, finde ich genial. Er bereichert die Geschichte und er wird das Ende des Buches maßgeblich gestalten. Immer wieder abwechselnd wird erzählt, wie es Bellhams Tochter Bess bei ihrer gefühlskalten Tante ergeht. Im Gegensatz zu ihr glaubt das Mädchen fest daran, dass ihr Vater zurückkehren wird. Sie reift allmählich heran und muss sich vor dem übergriffigen Bibliothekar und dem widerlichen Farmersgehilfen in acht nehmen. Und damit hat die Autorin ein weiteres Fass aufgemacht. Bess‘ Bedürfnis nach Schutz und die Sehnsucht nach dem Vater wirken auf mich zutiefst bewegend und hart an der emotionalen Schmerzgrenze. Das Ende ist genau solch ein Paukenschlag wie auch das Ende in „Ein klarer Tag“. Carys Davies hat nur 208 Seiten benötigt, um einen grandiosen, einen gewaltigen Roman über unerfüllte Sehnsüchte und über die Härten und das Wunder des Lebens zu schreiben. Große Literatur!
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Psychologischer Abenteuerroman mit Tiefgang

Bewertung am 08.09.2024
Bewertungsnummer: 2287239
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)

1815 verlässt der Maultierzüchter Cy Bellham seine Farm und macht sich auf den Weg Richtung Westen. Er will die riesigen Tiere finden, die dort angeblich leben. Ein Zeitungsbericht über einen entsprechenden Knochenfund hat den Anstoß dazu gegeben. Regelrecht besessen ist er von dieser Idee. So besessen, dass er sogar seine 10-jährige Tochter Bess zurücklässt. Ihre schmallippige Tante soll sich während seiner Abwesenheit um sie kümmern. Und so reitet Cy mit einem Zylinder auf dem Kopf und ausgestattet mit allem möglichem Krimskrams los. Die Gegenstände will er gegen Essen und Informationen bei den Indianern eintauschen. Mehrere Jahre dauert seine Suche. Er übersteht harte Winter, friert und hungert, aber keine Strapaze ist ihm zuviel. Während des Lesens begleitet mich die Frage, ob Cy Bellham seiner Bestimmung folgt, oder ob er die Grenze zum pathologischen überschreitet? Er wirkt naiv und gutmütig, aber dahinter dominiert eine Besessenheit, die so unumstößlich ist wie Rocky Mountains. Ist das krank? Oder ist es heldenhaft? Ja gar vorbildlich? Hier ist auf jeden Fall Raum für Spekulationen. Interessant wird es, als ihm ein 17-jährige Indianerjunge mit dem seltsamen Namen „Alter Mann in der Ferne“ zur Seite gestellt wird. Der Junge ist entwurzelt, sein Stamm wurde vertrieben, er selbst verdingt sich als Gehilfe eines Fallenstellers. Mit ihm zeigt Carys Davies das Dilemma der indigenen Bevölkerung auf. Der Junge steht für dessen Niedergang. Ihn als Figur einzuführen, finde ich genial. Er bereichert die Geschichte und er wird das Ende des Buches maßgeblich gestalten. Immer wieder abwechselnd wird erzählt, wie es Bellhams Tochter Bess bei ihrer gefühlskalten Tante ergeht. Im Gegensatz zu ihr glaubt das Mädchen fest daran, dass ihr Vater zurückkehren wird. Sie reift allmählich heran und muss sich vor dem übergriffigen Bibliothekar und dem widerlichen Farmersgehilfen in acht nehmen. Und damit hat die Autorin ein weiteres Fass aufgemacht. Bess‘ Bedürfnis nach Schutz und die Sehnsucht nach dem Vater wirken auf mich zutiefst bewegend und hart an der emotionalen Schmerzgrenze. Das Ende ist genau solch ein Paukenschlag wie auch das Ende in „Ein klarer Tag“. Carys Davies hat nur 208 Seiten benötigt, um einen grandiosen, einen gewaltigen Roman über unerfüllte Sehnsüchte und über die Härten und das Wunder des Lebens zu schreiben. Große Literatur!

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