
Nennen wir ihn Rumpelstilzchen
Geschichten vom Literatenstammtisch
Buch (Taschenbuch)
14,95 €
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Details
Dieses Buch handelt von schillernden Erscheinungen der Literatur, von Ingeborg Bachmann bis Paul Celan, von Friedrich Torberg und Hans Weigel. Geschichten über Exzentriker, Skandalaposteln und andere schräge Vögel.
Das meinen unsere Kund*innen
Goldspinner und Amokläufer
S.A.W aus Salzburg am 02.02.2021
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Bei Rumpelstilzchen weiß man worum es geht. Gold spinnen und ohnmächtige Wut. Literaten sind die geistigen Goldspinner, wie Alchemisten versuchen sie, der schnöden Sprache goldige Schönheit abzuringen. Wenn das nicht gelingt oder auch nur von Kritikern bezweifelt wird, können sie auch spinnen, dass die Watschen nur so fliegen. Das dokumentieren 3 Literaten der Jetztzeit über berühmte Kollegen aus der Vergangenheit. So ohrfeigte die Burgschauspielerin Käthe Dorsch im Jahr 1956 den scharfzüngigen Kritiker Hans Weigel in dessen Stammlokal, weil sie mit dessen Verriss so gar nicht einverstanden war, was gerichtliche Folgen hatte, die eben so amüsant waren wie die Geschichte an sich. Opernsänger Leo Slezak drohte dem Portier der Staatsoper nur 2 der damals häufigen Gesichtsberührungen nur an, weil der sich unerlaubterweise in Slezaks Träume verirrt hatte. In Zeiten, wo Kinder die Watschendrohung fast täglich erhielten, stimmte es alle versöhnlich, wenn auch einmal die Geistesgrößen von solch profanem Schicksal ereilt wurden.
So nebenbei erfährt man viel über Bert Brecht. Der war so oft auf der Flucht, dass ihn nur die österreichische Staatsbürgerschaft von eben dieser retten konnte. Vor den Nazis floh er in die USA, vor Senator McCarthy in die Schweiz, vor den Kunstbanausen dort in die DDR und bevor ihm dort die Stalinisten an die Gurgel gingen, suchte er um Asyl in Österreich an, was ihm Gottfried von Einem auch gewährte, weil er den berühmten Theatermann für die Salzburger Festspiele gewinnen wollte. Die waren ob dieser Infamie so erzürnt, dass sie nicht nur Brecht sondern auch gleich von Einem wieder ausluden, sodass Brecht zurück in die DDR flüchten musste, allerdings nun als Österreicher, was ihn für die Stalinisten sakrosankt machte. Ende gut, alles gut, denn Österreich hat jetzt noch einen berühmten Sohn, mit dem es sich brüsten kann, auch wenn der nie in Österreich gelebt hat.
Gar viele und lustige Geschichten für alle Freunde der Literatur
Dr. Rüdiger Opelt, Autor von „Ohne Schmerzen. Die Suche nach den Gen-Tätern“