Longlist - nominiert für den Deutschen Buchpreis 2020
Alle Versuche, die Malediven vor dem steigenden Meeresspiegel zu retten, sind gescheitert, Pauschaltouristen haben sich neue Ziele gesucht, und der Großteil der Bevölkerung musste die Inseln verlassen. Gleichzeitig ist die heruntergekommene Hauptstadt Malé zum Ziel all jener geworden, die nach einer Alternative zum Leben in den gentrifizierten Städten des Westens suchen. Und so wird die Insel für die kurze Zeit bis zu ihrem Untergang zur Projektionsfläche für Aussteigerinnen, Abenteurer und Utopistinnen, zu einem Ort zwischen Euphorie und Albtraum, in dem neue Formen der Solidarität erprobt werden und Menschen unauffindbar verschwinden. Mit »Malé« fängt Roman Ehrlich die komplexe Stimmungslage unserer Zeit ein und verwebt die Geschichten rund um die Sehnsüchte und das Scheitern seiner Figuren zu einem Abbild all der Widersprüche, die das Leben zu Beginn des 21. Jahrhunderts ausmachen.
Diese Endzeitstimmung, in der persönliche Beziehungen wie auch Individuen zerbröckeln, bleibt beim Lesen als eindringlichste Erfahrung zurück. ("Frankfurter Neue Presse")
wunderbar verstörend [...] eine fordernde, aber großartige, tiefschwarze Tragikomödie ("Südkurier")
Der dystopische Roman „Malé“ von Roman Ehrlich kommt ziemlich spannend daher. ("Berliner Zeitung")
Ein Roman über die verlorene Touristeninsel, der Arbeit macht, aber eine sehr schöne Arbeit. ("Der Kurier")
komplex und gleichsam überzeugend geschrieben ("SRF")
›Malé‹ [...] zieht einen immer wieder rein. ("taz")
Dass die durchaus „gesprochene“ Sprache in ›Malé‹ gleichwohl künstlich bleibt, gehört zu Ehrlichs durchschaubarer, aber dennoch fesselnder Strategie eines Unterlaufens der Realität ("Frankfurter Rundschau")
Roman Ehrlich entfaltet im dritten Roman sein großes Talent weiter [...], ein ebenso begabter szenischer Erzähler wie kluger Fantast. ("Augsburger Allgemeine")
Mit einer fast pedantischen Plastizität beschreibt Roman Ehrlich das Dasein in der flimmernden Hitze Malés. ("Buchkultur")
ein hochintelligenter, raffinierter Roman über Zeit, Identität, die Möglichkeit zur Neuerfindung und die Frage nach dem Sinn von Literatur in einer Welt im Untergang. ("Der Tagesspiegel")
Roman Ehrlich, geboren 1983 in Aichach, aufgewachsen in Neuburg an der Donau, studierte am Deutschen Literaturinstitut Leipzig und an der Freien Universität Berlin. Bislang sind von ihm die Bücher ›Das kalte Jahr‹ (2013), ›Urwaldgäste‹ (2014), ›Das Theater des Krieges‹ (2017, mit Michael Disqué) und ›Die fürchterlichen Tage des schrecklichen Grauens‹ (2017) erschienen. Literaturpreise:Bremer Literaturpreis (Förderpreis) 2014Robert Walser-Preis 2014Ernst Toller-Preis 2016Alfred Döblin-Medaille 2017
Malé, das dem Untergang geweiht ist, hat nichts mit den Malediven zu tun, wie wir sie uns vorstellen oder wie wir sie heute kennen.
Wir treffen kein Urlaubsparadies an, sondern einen Inselstaat mit heruntergekommenen Gebäuden, bröckelnden Mauern und überfluteten Straßen.
Es ist eher eine karge Ruinenlandschaft, die nach einer globalen Katastrophe entstanden und gleichzeitig ein Ort für eigenartige Aussteiger geworden ist.
Leute, die dageblieben, also nicht geflüchtet sind, obwohl der ölige Meeresspiegel stetig und bedrohlich ansteigt.
Es ist nötig, Gummistiefel zu tragen oder barfuß zu laufen. Manchmal steht man hüfthoch im Wasser.
Eine diktatorische Miliz regiert den Ort streng und unbarmherzig. Wehren können sich die Bewohner nicht.
Im Verlauf der Geschichte trifft man auf Figuren wie Elmar Bauch, der den Tod seiner Tochter verdauen muss, Hedi, die über das Schicksal von Menschen auf einer vermüllten Insel in einem vermüllten Meer reflektiert, die Literatureissenschaftlerin Frances, die nach einem verschollenen Lyriker sucht und den Schriftsteller Adel, der sich mit einem Schiffskoch, einem Finnen und einem Jugendlichen trifft, um deren Biografien literarisch zu verwerten.
Die Figuren kamen mir nicht nahe, blieben mir seltsam fremd und erschienen mir oberflächlich.
Es war nicht einfach, in den Roman hinein zu finden.
Die Erzählweise lag mir nicht, war mir zu abgehoben und elitär, auch zu fragmentarisch.
Eher eine nüchterne Aneinanderreihung von Episoden, als eine kontinuierlich erzählte Geschichte.
Mit den Schachtelsätzen, unnötigen Einschüben und Details, vielen Wiederholungen, sowie der Anstrengung, dem Roman zu folgen, sank für mich der Unterhaltungswert.
Was mir gefiel, war v. a. die Idee hinter dem Roman und die Parallele, die zum Berlin im Jahre 1989 gezogen wurde, das damals, metaphorisch gesehen, auch eine Insel war, auf die Zuwanderer strömten, mit denen sich die Einheimischen auseinandersetzen mussten.
Ich finde es nicht nur wichtig, über Themen wie Klimawandel, steigende Meeresspiegel und Artensterben zu schreiben, sondern höchst sinnvoll und bedeutsam.
Aber was mich betrifft, doch bitte etwas weniger experimentell und auf bekömmlichere Art und Weise!
ausgeklügelte Sprachbilder
Bewertung am 09.09.2020
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Roman Ehrlich siedelt seinen Roman auf den Malediven an und arbeitet mit ausgeklügelt erstellten Sprachbildern.
Zu seinen Figuren hält er eine gewisse Distanz. So heißt es immer “der verzweifelte Vater, “der übergewichtige Schriftsteller” usw.
Als Charakterisierung wirkt das einschränkend.
Der Vater der Schauspielerin Mona bauch kommt nach Malé, um den Suizid seiner Tochter dort zu verstehen. Sie lebte zusammen mit einem Lyriker, der verschwunden ist. In verschiedenen Gesprächen versucht der Vater den Vorgängen auf die Spur zu kommen.
Außerdem gibt es eine Droge auf der Insel, um der sich verschiedene Interessengruppen auseinandersetzen.
Als Leser bleibe ich ratlos! Es ist aber ein Text, der sich lohnt, darüber nachzudenken.