Das meinen unsere Kund*innen
Kindheit, Abenteuer, Krieg
Bewertung aus Jülich am 11.12.2020
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Aufzuwachsen während des 2.Weltkriegs, Angst um seine Familie haben zu müssen, und trotzdem Spaß zu haben, unbeschwert und ein Heranwachsender zu sein.
Hermann ist 12 und lebt mit der Mutter und seinen Geschwistern in Freistadt.
Es ist das letzte Kriegsjahr. Es fehlt am Nötigsten und das Ende des Krieges wird herbeigesehnt.
Der Vater kämpft im Krieg, obwohl die Familie eigentlich sozialdemokratisch ist und den Faschismus verabscheut. Deswegen leben sie in Angst. Angst davor einfach verhaftet zu werden, Angst vor dem Tod.
Denn seine Familie hat Geheimnisse, die ergründet werden wollen und die sich als sehr gefährlich herausstellen.
Hermann und seine Freunde sind mittendrin. Und wollen leben - sie erleben Abenteuer und halten zusammen.
Leonora Leitls Held Hermann ist eine wirklich originelle Geschichte über die letzte Zeit des 2. Weltkriegs. Verwoben mit den Kindheitserinnerungen ihres eigenen Opas, erzählt sie das Leben der Menschen in Städten jenseits des Kriegsgebietes. Das tagtägliche Überleben und die ständige Angst derer, die im Untergrund gegen das Regime kämpften und Niemandem vertrauen schenken konnten.
Durch ihre großartigen Zeichnungen und die teils haarsträubenden Abenteuer der Kinder, ist die Geschichte sehr spannend und nicht zu traurig und belastend.
Das Buch ist hervorragend dazu geeignet einen Blick auf die 'einfache' Bevölkerung zu erhaschen und gibt eine Idee auf die Antwort der allgegenwärtigen Frage: Warum haben sie nichts gegen den Faschismus getan?
Ich kann es wirklich Jeder*m ab 12 empfehlen, die/der den Nationalsozialismus in der Schule behandelt oder sich generell für das Thema interessiert, und der/die natürlich auch gerne richtig gute Bücher liest!
Ein Stück Zeitgeschichte zu großen und kleinen Helden in dunklen Zeiten
Bewertung aus Tulfes am 07.12.2020
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Angeregt von den Kindheitserlebnissen des Großvaters im oberösterreichischen Freistadt hat die Autorin Leonora Leitl einen Jugendroman über jene dunkle Zeit des zweiten Weltkrieges geschrieben, in welcher Angst, Not und Schrecken groß waren – und in der Kinder dennoch ausgelassen spielen, toben oder sich verlieben konnten.
Zum Inhalt: Hermann ist zwölf Jahre alt, liebt es, mit seinen drei Freunden abzuhängen und von Fleischgerichten aus „Hampels Wiener Küche“ zu träumen. Eigentlich wäre er ein ganz normaler Junge, wäre da nicht der Krieg, Bombenalarm, die Lebensmittelknappheit, die besagte Gerichte verunmöglicht, der Vater an der Front und die immer allgegenwärtige Angst vor den Nazis, die seine sozialistisch gesinnte Familie bedrohen.
Mutig und unerschrocken bewegt sich der kleine Protagonist in den Wirren des letzten Kriegsjahres. Er trifft seine Freunde, klettert mit ihnen im Kirchturm herum, versucht Tauben zu jagen, Fische zu fangen, spioniert der Nachbarschaft heimlich nach und erlebt dabei so manch wildes Abenteuer.
Dabei stößt er auch auf Geheimnisse der Großen, auf heimliche Treffen im Dunklen, den Austausch von leeren Zettelchen – und seine kindliche Neugier wird geweckt. Doch mit dem allmählichen Aufdecken der geheimen Machenschaften seines Umfeldes nimmt auch seine Angst zu, die ersten Verhaftungen versetzen sein gesamtes Umfeld in Panik, aus dem Spiel wird Ernst…
Der Autorin Leonora Leitl gelingt es in diesem Stück Zeitgeschichte auf anschauliche Art und Weise, die kindliche Impulsivität, Abenteuerlust und Spontaneität wieder zu geben und von der wilden, oft auch sehr rohen Freiheit der Kriegskinder zu erzählen. Dabei gelingt es ihr, die Stimmung und Spannung dieser Zeit einzufangen und den Leser mitfiebern zu lassen: „Ruhe liegt über der Stadt. Aber es ist eine trügerische Ruhe. Eine eigenartige Ruhe. Mehr ein banges Warten. […] Irgendwas braut sich da zusammen. Wie bei einem Gewitter. Man weiß, dass etwas passieren wird. Man weiß nur noch nicht genau, wann“.
Aufgelockert wird der teilweise atmosphärisch sehr dichte Text durch Illustrationen in Linoldruckfarbe, welche die Autorin zu Collagen arrangiert und mithilfe von Puder, Bleistift und Gouachefarben weiter verarbeitet hat. In diesen Bildern spiegelt sich die Leichtigkeit und Verspieltheit des Protagonisten wider, während die eher matten Farbtöne an die bedrückende und beängstigende Anspannung, den Schrecken und die Wirren dieser Kriegsjahre erinnern. Insgesamt erscheinen mir die Bilder sehr gelungen und zum Text passend.
Fazit: Ein Buch, das Kinder und Jugendliche mitnimmt auf eine Zeitreise in eine Epoche, die niemals vergessen werden sollte. Absolut empfehlenswert.