CHINAS WEG IN DIE MODERNE - KLAUS MÜHLHAHNS UMFASSENDE DARSTELLUNG
Selbst elementare Kenntnisse der Geschichte Chinas sind hierzulande noch immer Mangelware. Klaus Mühlhahn beschreibt in seiner umfassenden Darstellung, wie sehr das Land auf seinem Weg von der gedemütigten Halbkolonie zur globalen Supermacht unserer Tage von der eigenen Vergangenheit geprägt wurde. Denn Chinas holpriger Weg in die Moderne ist nicht nur als eine Aufholjagd gegenüber dem Westen zu verstehen, sondern als ein großes Ringen um eine eigenständige chinesische Moderne. Wer Chinas phänomenalen Aufstieg, seine Widersprüche und Gegensätze begreifen will, der kommt an diesem grundlegenden Werk nicht vorbei.
Chinas Geschichte seit dem späten 17. Jahrhundert ist durchzogen von Krisen, Reformen, Revolutionen und Kriegen. Zugleich aber hat das Land stets eine hohe Widerstandsfähigkeit und Beharrlichkeit bewiesen. Selbst im "Jahrhundert der Erniedrigung", als europäische Kolonialmächte das Sagen hatten, konnte es eine halbsouveräne Stellung behaupten. Klaus Mühlhahn schildert in seinem großen Buch auf dem neuesten Stand der Forschung Chinas Geschichte von der Qing- Dynastie bis zu Xi Jinping und nimmt dabei von der Politik über die Gesellschaft bis zur Wirtschaft und Umwelt alle Felder detailliert in den Blick. Der Schlüssel seiner Interpretation sind die chinesischen Institutionen, die seit Konfuzius über alle Regime und Machthaber hinweg auf die jeweiligen Umstände reagiert und sie zugleich mit ihrem enormen Reichtum an Ideen und Modellen bis in die heutige Gegenwart mitgestaltet haben.
100 Jahre Kommunistische Partei Chinas am 23. Juli 2021
Das neue Standardwerk zur modernen Geschichte Chinas
Von der gedemütigten Halbkolonie zur globalen Supermacht – Chinas Weg in die Moderne
Weitere Bände von Historische Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung
Bewertung (Mitglied der Book Circle Community) am 18.09.2022
Bewertungsnummer: 2304911
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Klaus Mühlhahn
Geschichte des modernen China
Von der Qing- Dynastie bis zur Gegenwart
C.H.Beck Verlag 2021
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
„Making China Modern. From the Great Qing to Xi Jinping“
Harvard University Press, Cambridge, MA/London 2019
Ein Buch aus der Reihe der Historischen Bibliothek der Gerda Henkel Stiftung. In 12 Kapiteln zeichnet Prof. Mühlhahn ein bewegtes und vielfältiges Bild von Chinas grossartiger Geschichte.
In der Einleitung beschreibt Mühlhahn, wie er sich dem modernen China nähern will. Er will nicht nur die politische Geschichte erzählen, sondern über die Betrachtung der Geschichte der Institutionen den großen „Chinesischen Traum“ von Präsident Xi Jingping, die „Verwirklichung der großen Erneuerung der chinesischen Nation“, erklären.
Mühlhahn stellt heraus, dass es ihm wichtig ist, nicht nur chronologisch Geschichte darzustellen und Herrscher, Ideologien und kulturelle Praktiken aufzuzeigen, sondern auch Gesellschaft, Wirtschaft, Recht und Gerechtigkeit zu beleuchten.
Auch der Einfluss der Umwelt auf die Geschichte Chinas wird im Buch herausgestellt sowie die Auswirkungen der geistesgeschichtlichen Denkweisen. Sein Ziel ist es zu vermitteln, wie China heute tickt, wie die Menschen dort denken und handeln und warum gerade so.
Das Buch besteht aus 4 Teilen, die die großen Epochen beschreiben, von denen jeder Teil wiederum in 3 Kapitel unterteilt ist.
Der 1. Teil handelt vom „Aufstieg und Fall des Reichs der Großen Qing„ in der Zeit von 1644 bis 1900.
Die ruhmreiche Kaiserzeit ist die Basis für das heutige Verständnis von Chinas Stärke. Mit der Eroberung durch die Mandschus konnte sich China aufgrund eines beispiellosen Verwaltungsapparates zu einem der innovativsten, fortschrittlichsten und effizientesten Staat der Welt entwickeln. China war führend in der Textil-, Eisen- und Keramikindustrie.
Nach 1830 änderte sich dies: Westliche Technologien, imperialistische Staaten, Umweltbedingungen, Unruhen, Wirtschaftskrise und institutionelles und politisches Versagen führte zum „Jahrhundert der Demütigung“. Chinas Abstieg war vorprogrammiert.
Mühlhahn zeigt aber, dass sich China nach 1870 jedoch der Abwärtsbewegung entgegen stellt, den Imperialismus überlebt, territorial intakt bleibt und die Grundlagen für die zukünftige Entwicklung legt. Allerdings kommen die Reformen in dem staatlichen Industrialisierungsprogramm mit Schwerpunkt in der Verteidigungsindustrie und Infrastruktur zu spät, wie Mühlhahn schreibt. Die Dynamik des dynastischen Systems war verloren.
Der 2. Teil im Buch „Chinesische Revolutionen“ beschreibt die Zeit von 1900 bis 1949 und behandelt die Entstehung eines neuen republikanischen Chinas. Mühlhahn behandelt die tiefgreifenden institutionellen Reformen im Bildungswesen, in Militär, Wirtschaft und Regierung nach der Niederlage im Boxeraufstand um 1900. Gerade die neugebildete Armee wurde zur Kraft des politischen Wandels in China, indem sie die republikanische Bewegung unterstützte. Unter Sun-Yat-sen wurde China 1912 die erste Republik Asiens mit dem Wiederaufbau eines modernen Nationalstaates und einer modernen Bürgerschaft. Für Historiker gilt dies als das „goldene Zeitalter„ des chinesischen Kapitalismus mit Shanghai als Mittelpunkt.
1928 konnte Chiang Kai-shek die Zentralregierung in Nanjing wiederherstellen und weitere Reformen vornehmen. Jedoch hat der zweite Weltkrieg mit der Invasion der Japaner und der darauffolgende Bürgerkrieg mit den Kämpfen zwischen der Kommunistischen und der Nationalistischen Partei diese zunichte gemacht.
Der 3. Teil des Buches heißt „Chinas Erneuerung“ und beinhaltet den Versuch der Kommunistischen Partei Chinas die chinesische Gesellschaft in der Zeit von 1949 bis 1977 umzugestalten. In den 50er Jahren, als die nationale Einheit wiederhergestellt war, wurde eine Variante des sozialistischen Sowjetmodells eingeführt, die staatliche Bevormundung, der Mao Zedong vorstand. In der VR China herrschte nun die KPCh und konnte durch Kollektivierung Ressourcen umverteilen.
Trotzdem blieben Ungleichheiten bestehen, die zu Spannungen führten.
In den 1960er Jahren führte die Initiative „Großer Sprung nach vorn“ und die Kulturrevolution zu massiven Zerstörungen und Todesopfern und zum Verlust der in den 1950er Jahren erreichten Ziele.
Der Maoismus strebte eine Revolution des Staates und des politischen Systems an, die er dann nicht mehr bewerkstelligen konnte.
Trotzdem konnte in der Post-Mao- Ära eine neue administrative Elite aufsteigen und zum Faktor der Stabilität werden.
Der 4. und letzte Buchteil schildert wie der VR China nach der ruinösen Politik der ersten 30 Jahre seit 1978 eine wirtschaftliche Erholung gelang. Unter der pragmatischen Führung von Deng Xiaoping und seiner Reform- und Öffnungspolitik gelang der Übergang zur Marktwirtschaft mit hohen Wachstumsraten des BIP.
Nach Mühlhahn beruht dieser Aufstieg aber auch auf historischen Wurzeln, der reichen administrativen Erfahrung, den hochentwickelten Märkten und seiner Bildung.
Auf der einen Seite hat China eine Schlüsselposition in der Weltwirtschaft und einen globalen Machtanspruch, auf der anderen Seite bleiben tiefgreifende Herausforderungen zu bestehen: China ist ein autoritärer Einparteienstaat geblieben. Das Massaker von 1989 zeigte dies und schwächte zusammen mit der herrschenden Korruption die Legitimität der KP-Regierung. Diese reagierte darauf mit zunehmendem Nationalismus und einer Politik des anhaltenden raschen Wirtschaftswachstum. Die wachsende soziale Ungleichheit, massive Umweltzerstörungen im Zusammenhang mit den Wirtschaftsreformen in der VR China werfen Fragen nach deren Nachhaltigkeit auf. Soziale Spannungen und Konflikte nehmen zu. Ist Chinas politisches System geeignet, um mit einer vielfältigen Gesellschaft und der dynamischen Wirtschaft fertig zu werden?
Ungeachtet des erreichten Wohlstandes und der erlangten Machtposition steht China vor einer zunehmend ungewissen Zukunft, einer Zukunft, der sich auch die gesamte Menschheit gegenüber sieht.
Somit ist dies keine rein chinesische Erzählung mehr, sondern eine gemeinsame Geschichte unserer Zeit.
Mühlhahn beschreibt sehr kompetent die Geschichte Chinas und lässt dem Leser immer wieder Einblicke in die Politik, Wirtschaft und Staatswesen gewinnen.
Interessanterweise zeigt sich China als Spielball aller politischen Möglichkeiten von der Autokratie, Monarchie, Absolutismus zu Kommunismus, Sozialismus, Maoismus, freier Marktwirtschaft u.v.m.
Nichts scheint nicht schon erprobt worden zu sein. Komischerweise hat das historische China scheinbar am Besten funktioniert, aufgrund seines gut ausgebildeten Beamtenapparates, obwohl es eine absolutistische Herrschaft gewesen war.
Ein phantastisches Buch von einem Chinakenner par excellence für alle Chinafans und für Alle, die China verstehen wollen.
Solides Werk über die Geschichte Chinas. Kann als Standartwerk zu dem Thema angesehen werden. Sehr gern gelesen!
Klappentext beschreibt die Inhalte sehr treffend: „Klaus Mühlhahn schildert in seinem großen Buch auf dem neuesten Stand der Forschung Chinas Geschichte von der Qing-Dynastie bis zu Xi Jinping und nimmt dabei von der Politik über die Gesellschaft bis zur Wirtschaft und Umwelt alle Felder detailliert in den Blick. Der Schlüssel seiner Interpretation sind die chinesischen Institutionen, die seit Konfuzius über alle Regime und Machthaber hinweg auf die jeweiligen Umstände reagiert und sie zugleich mit ihrem enormen Reichtum an Ideen und Modellen bis in die heutige Gegenwart mitgestaltet haben.“
Und gerade dieser Ansatz, die Geschichte Chinas vom Standpunkt der Institutionen aufzurollen, hat mich gleich mitgerissen und über das gesamte Buch hinweg als roter Faden am Ball bleiben ließ. Langsam und häppchenweise gelesen. Damit so etwas Gutes nicht schon wieder zu schnell vorbei ist.
Auch die methodische Herangehensweise, die gleich am Anfang in der Einleitung beschrieben wurde: Wie man hier vorzugehen gedenkt und was der Leser erwarten kann, hat wunderbar auf das Buch eingestimmt. DA war gleich klar, hier ist ein Hochprofi an den Werken, hier wird es aufschlussreich und spannend. Und so wurde es auch. Meine Erwartungen wurden vollauf erfüllt.
Es war wie ein reichhaltiges Gespräch mit einem guten Bekannten, der über das Thema bestens Bescheid und sein Wissen zu vermitteln weiß. Sachlich, unaufgeregt, zurückhaltend. Das passte. Auch diese angenehme Kommunikation mit dem Leser machte Lust auf mehr.
Die Inhalte wurden sehr schön, klar und zugänglich, dargelegt. Das Buch kann also jeder lesen, der sich für chinesische Geschichte interessiert.
Genug Stoff zum Nachdenken wurde ebenfalls geliefert, man konnte wunderbar Parallelen zur heutigen Zeit ziehen, z.B. als es um die Grundsätze der Kolonialherrschaft oder auch um die Verhaltensmuster ging, die bis heute gelten.
Schön, dass man auch über die Entwicklungen in Korea, Japan und Indien am Anfang des XX Jh. unterrichtet wurde. Der Konflikt zw. China und Japan wurde ausführlich und auch schön sachlich und unaufgeregt dargelegt.
Interessant, wie Maos Zeit geschildert wurde. Ergänzend, wenn man sich in dieses Thema vertiefen möchte, kann man sich gern „Maos langer Schatten“ von Daniel Leese anschauen. Das Buch war unter sechs Besten zum Deutschen Sachbuchpreis nominiert.
Die Beschreibung der Moderne fiel recht zurückhaltend aus, aber gut, hier ging es hpts. um die Geschichte.
Ich gehe nicht weiter ins Detail. Inhaltsverzeichnis liefert einen sehr guten und ausführlichen Überblick. Wenn Interesse an chinesischer Geschichte besteht, ist dieses Buch eine sehr gute Adresse.
Dieses Werk kann ich mir sehr gut auch als Hörbuch vorstellen. So konnte man noch mehr Interessierte erreichen. So schön wie es geschrieben ist, wird es sich auch gut anhören.
Fazit: Ein sehr lesenswertes, aufschlussreiches Werk. Die Ausführungen liefern eine gute Basis, um die heutigen gesellschaftlichen Entwicklungen in China besser begreifen zu können uvm. Sehr gern gelesen.
Die Geschichte einer Weltmacht, spannend und übersichtlich erklärt
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Wer hat nicht manchmal das Gefühl, zu wenig über etwas zu wissen, das einem tagtäglich unterkommt. China ist in aller Munde und doch wissen viele von uns leider viel zu wenig über das Land, die Menschen und die Kultur der Weltmacht.
Wer sich also zukünftig hier nicht mehr inadäquat fühlen möchte, dem lege ich die "Geschichte des modernen China" an die Hand. In gewohnt üppiger Ausstattung bietet dieser Titel der Gerda-Henkel-Stiftung alles was man wissen sollte - und das dann auch noch spannend und gut verständlich erklärt. Ein echter Augenöffner!
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