Nicolas hat einen Traum: Schriftsteller zu werden wie sein Onkel. Dann kommt das Leben dazwischen und die Firma seines Vaters, Verantwortung, Termine und lauter Zwänge. Als sein Onkel stirbt, verliert Nicolas den einzigen Menschen, der an ihn geglaubt hat. Doch dann findet er am unwahrscheinlichsten Ort den Schlüssel, um zu dem zu werden, der er wirklich ist.
Meinung
Nicolas ist in der Mitte seines Lebens angekommen, als ihn der Tod seines Onkels wachrüttelt. Aus Pflichtbewusstsein übernahm er das Unternehmen seines Vaters und verlor dabei seine eigenen Vorstellungen vom Leben aus dem Blick. Die Verantwortung und der Stress, welche die Leitung einer Firma mit sich bringt, entfremdete ihn auch von seiner Frau und seinem Sohn.
Erst in der Villa seines Onkels kommt er zur Ruhe und denkt über sein bisheriges Leben nach. Viele Erinnerungen an seinen Onkel kommen wieder hoch. Oftmals tut eine erzwungene Auszeit gut, um zu erkennen, dass man sich auf dem falschen Weg befindet. Genau das versucht der Roman zu vermitteln, inne zu halten und sich zu fragen, ob man auf dem richtigen Weg ist.
Nicolas erkennt seine Stärken, aber viel wichtiger ist, dass er erkennt, wie er diese Stärken optimal für sich und seine Umgebung einsetzen kann. Er ändert zwar sein Leben, jedoch nicht radikal. Auch das ist eine Aussage des Romans, manchmal sind es nur Kleinigkeiten, die verändert werden müssen, um ein erfüllteres Leben zu haben.
Aus diesen Gründen habe ich die Erzählung gerne gelesen und empfand sie als Bereicherung, denn sie hebt nicht den Zeigefinger und suggeriert man müsste sein Leben auf links drehen, nur weil man seinen früheren Idealen nicht gefolgt ist. Das Buch erzählt vom Leben, wie es passiert und wie man es dennoch gestalten kann. Mit diesem Roman hat der Autor einen weisen Roman über die Frage des Seins verfasst.
Eine wunderbare Sommerlektüre.
Als ich dieses Buch von Bas Kast 2020 entdeckte, dachte ich, den Autor kenne ich. Von dem musst Du unbedingt einmal etwas lesen. Und da sich der Klappentext ganz nach meinem Geschmack anhörte, habe ich das dann auch in die Tat umgesetzt. Erst später ist mir bewusst geworden, woher ich den Autorennamen kannte. Sein Buch stand zu der Zeit nämlich schon seit gefühlten Ewigkeiten in der Spiegel-Bestsellerliste - allerdings bei den Sachbüchern. Es war "Der Ernährungskompass"!
Bas Kast kann aber auch Romane schreiben, wobei man dieses Buch ebenfalls in der Rubrik „Lebenshilfe“ einordnen könnte. Es ist eine Art Zwitter. Die Inhaltsangabe gefällt mir dieses Mal richtig gut. Trotzdem möchte ich noch einige Worte dazu verlieren:
Nicolas Vater leitet ein Pharmazie-Unternehmen, das sich u.a mit der Entwicklung eines Medikaments gegen Alzheimer beschäftigt. Der Bruder seines Vaters, Valentin, ist einen ganz anderen Weg gegangen. Er ist ein erfolgreicher Schriftsteller geworden und lebt sein Leben so, wie es ihm gefällt. Als Nicolas nach dem Abitur gerade eine sehr schwere Zeit durchmacht – seine große Liebe ist nach Australien geflogen, um dort zu studieren, und er weiß noch nicht, was er mit seinem Leben machen möchte, bietet sein Onkel ihm an, dass er mit ihm zusammen wegfahren sollte. Es wird eine Fahrt ins Blaue, bzw. eine Fahrt in die Villa seines Onkels, wo sie zusammen einen wunderbaren Sommer verbringen. Und dort beschließt Nicolas in die Fußstapfen seines Onkels zu treten. Doch das Leben hat etwas andere mit Nicolas vor.
Im Hauptteil des Romans ist Nicolas inzwischen mit Valerie verheiratet und hat einen Sohn namens Julian. Er leitet inzwischen die Firma seines Vaters, der ausgerechnet an Alzheimer erkrankt ist. Seine jugendlichen Träume musste er ad acta legen. An einem Tag erreichen ihn mehrere Hiobsbotschaften, die seinem Leben eine andere Richtung geben. Die schlimmste Nachricht für ihn ist, dass sein geliebter Onkel gestorben ist. Und er ist der Alleinerbe. Es gibt sogar noch die Villa, in der er den Sommer seines Lebens verbracht hatte. Da gerade die großen Schulferien begonnen haben, macht Valerie den Vorschlag, dass die kleine Familie doch dort vor Ort entscheiden soll, was mit der Villa passieren soll. Außerdem könnten sie es doch gleich mit einem Urlaub verbinden. Obwohl Nicolas in der Firma gerade Probleme hat, stimmt er widerwillig zu, nimmt aber die Arbeit mit. Doch in der Villa geschieht etwas, was Nicolas sein Leben überdenken lässt.
Der Roman ist leicht und zart erzählt. Mit hat besonders der Kniff gefallen, in dem Nicolas ein Gespräch mit Christopher führt. Doch wer ist dieser Christopher, den Nicolas immer nur des Nachts in einer Bibliothek der Villa trifft? Ist es die Hauptperson aus den Büchern seines Onkels Valentin? Ist es ein Geist? Ist es Nicolas Unterbewusstsein, oder träumt er diese Begegnungen einfach. Egal wer Christopher ist, aber diese Gespräche, die die beiden führen, waren für mich das Schönste und Bemerkenswerteste an diesem Roman. Es sind nämlich durchaus philosophische Gespräche über das Leben, was wir leben. Warum wir es gerade so leben, und warum wir viel zu häufig unsere Träume begraben oder auf später verschoben haben. Es ist ein Roman, der uns daran erinnert, dass wir nur dieses eine Leben haben, bzw. wir niemals wissen können, ob wir in einem weiteren Leben die Chance erhalten, Fehler aus diesem Leben wiedergutzumachen. Es ist ein Appell, dass wir im Jetzt leben sollen. Und wir sollen unser Leben so leben, dass wir damit glücklich und zufrieden sind.
Diese Aussagen sind nicht neu. Wir wissen das eigentlich alle, dass wir selbst unseres Glückes Schmied sind. Aber wir vergessen es immer wieder. Und gerade deshalb liebe ich solche Bücher, die uns auf spielerische Weise einmal mehr daran erinnern. Bas Kast hat einen richtig schönen Roman zu dem Thema geschrieben. Zum Teil erahnen wir schon, wie das Ende aussehen wird. Aber der Autor hat mich doch noch überraschen können.
In einem Interview mit dem Autoren habe ich gelesen, dass es ihm in seinen beiden sehr unterschiedlichen Büchern jeweils um die eigene Endlichkeit geht. Der „Ernährungskompass“ hilft uns dabei körperlich gesunder zu leben. Und „Das Buch eines Sommers“ hilft einem, sich darauf zu besinnen, was wirklich wichtig im Leben ist. Muss es das viele Geld sein, was wir uns mit vielen Stunden Arbeit verdienen, damit es unserer Familie gut geht? Wir dafür aber unsere Familie kaum sehen? Und wenn doch, dann sind wir zu erschöpft, um die Zeit mit ihnen zu genießen. Oder können wir auch mit etwas weniger Geld und Arbeit zurechtkommen und haben dafür mehr Zeit miteinander, oder auch für unsere ganz eigenen Träume, Wünsche und Ziele?
Ein schöner Roman für all diejenigen, die gerade an einer Stelle in ihrem Leben sind, wo sie nicht genau wissen, wie es weitergehen soll. Oder einfach für diejenigen, die neugierig sind.
Was ist mir wichtig im Leben? Was möchte ich erreichen? Treffe ich meine Entscheidungen selber oder tun dies andere für mich? Nicolas führt zwar erfolgreich die Firma seines Vaters weiter, ist aber eigentlich nicht glücklich. Als sein Onkel stirbt, erhält er den Freiraum, um sich über diese Fragen klar zu werden. Ein wunderbarer Roman für alle Fans von John Strelecky.
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