Die ungeduldigen Frauen

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Die ungeduldigen Frauen

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Beschreibung

Details

Einband

Paperback

Erscheinungsdatum

11.03.2022

Verlag

Orlanda Verlag GmbH

Seitenzahl

176

Maße (L/B/H)

20,7/13,2/1,9 cm

Gewicht

258 g

Beschreibung

Details

Einband

Paperback

Erscheinungsdatum

11.03.2022

Verlag

Orlanda Verlag GmbH

Seitenzahl

176

Maße (L/B/H)

20,7/13,2/1,9 cm

Gewicht

258 g

Auflage

1

Originaltitel

Les impatientes

Übersetzt von

Zum Winkel Ela

Sprache

Deutsch

ISBN

978-3-949545-02-3

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Frauen, die sich wehren...

Bewertung am 02.04.2024

Bewertungsnummer: 2168752

Bewertet: Buch (Taschenbuch)

„Im Koran steht, ein Mann darf seine Frau bestrafen und schlagen, wenn sie sich auflehnt. Aber er darf sie nicht ins Gesicht treffen.“ Als Beitrag der Familie zu dem blauen Auge einer der Frauen... Nordkamerun: Fulbe – Land. Die Geschichte von Ramla, Safira und Hindou: Drei junge Frauen, drei Geschichten, drei miteinander verbundene Schicksale. Ramla und Hindou sind Kusinen, beide wehren sich gegen ihre nicht selbst gewählte Verheiratung. Doch die Väter bestimmen, dass die Eheschließungen stattfinden. Denn die Frauen sollen 'Geduld zeigen'. Munyal! Ramla muss einen weitaus älteren Mann heiraten, der bereits in erster Ehe mit Safira verheiratet ist. Weder Ramla noch Safira wünschen diese Ehe. Safira war bislang glücklich in ihrer Ehe, doch nun muss sie sich den polygamen Gesetzen unterwerfen, die verlangen, dass sie ohne zu murren diese neue Ehefrau, jünger und attraktiver, akzeptiert. Der Ehemann nimmt die gebildete Ramla mit nach Paris, was sich zuerst einmal als Glücksfall für die neugierige Ramla anhört. Aber hat sie sich diese Ehe so gewünscht? Safira zeigt nach außen hin Unterwürfigkeit, doch ersinnt einen Plan wie sie der neuen Ehefrau ihres Mannes schaden kann. Auf eine perfide Art und Weise... Denn sie kennt ja ihren langjährigen Gatten und seine Achillesferse, so dass sie seine Fehler und Schwächen gekonnt ausnützt für ihre missgunstige Vorgehensweise. Sie schadet damit der gesamten Hofanlage und nicht nur der jungen Zweitehefrau. Hindou dagegen wird mit dem gleichaltrigen, aber gewaltätigen Cousin verheiratet. Er trinkt und nimmt Drogen. Damit er davon ablässt will man ihn in den Hafen der Ehe einfahren lassen. Was dieser zu noch mehr Gewalttätigkeit nutzt... und die junge Hindou leidet darunter. Sie darf sich nicht beschweren, denn ihr Mann ist nun ihr Herr und Gebieter. Von ihrer Umgebung und Familien wird den jungen Frauen nur „Munyal! Geduld!“ als Rat zugeflüstert. Doch die Ungeduldigen beginnen sich zu wehren. In dem 176 Seiten starken Buch 'Die ungeduldigen Frauen' von Djaïli Amadou Amal erfährt man von Safira, Ramla und Hindou, mit ihren eigenen Worten. Das in drei Teile gegliederte Buch erzählt die Lebensgeschichte der drei Frauen. In jedem Teil berichtet eine der Frauen von dem, was ihr widerfährt: Ramla mit 17 Jahre soll Alhadji Issa, einen älteren polygamen, aber reichen und einflussreichen Mann heiraten. Die Wahl ihres Gatten trifft ihr Onkel, alleine aus Prestigegründen. Ramlas Meinung dazu - zählt nicht. Die 15 jährige Hindou vermählt deren Familie mit ihrem gewalttätigen Cousin Moubarak, obwohl sie bereits in Liebe mit einem anderen Mann verlobt ist. Tägliche Vergewaltigungen gehören zu ihrem Ehealltag. Doch - in der Ehe gibt es keine Vergewaltigung! (Seite 69). Safira dagegen, mit ihren 35 Jahren, die erste und bisherige alleinige Frau von Alhadji Issa, will Ramla, die nun junge Favoritin ihres Ehemannes, verjagen. Mit allen möglichen Mitteln und die sind nicht nur gehässig, sondern auch gefährlich. Mitte der 80er Jahren habe ich bei den Fulbe Frauen in Maroua und Garoua (die Geschichten spielen in Maroua) Forschungen zum Leben der muslimischen Frauen betrieben. Und die Frauen damals erzählten mir genau solche Geschichten. Ihre Geschichten floßen in meine Magistra Arbeit ein. Doch man hat mir Ärger bereitet und mich bei meinem letzten Aufenthalt in Kamerun verhaften lassen. Glücklicherweise konnte ich alle Sprachkassetten mit den Interviews retten, ohne dass die Inhalte und Namen der Frauen bekannt wurden. In meiner Magistra Arbeit habe ich alle Namen verschlüsselt (einsehbar in der Deutschen Zentralbibliothek). Das Land Kamerun habe ich nie mehr betreten. Nun – 40 Jahre später – fangen die jungen Frauen sich an zu wehren. Schon damals erzählten sie mir, dass sie rebellieren wollen, dass sie dieses Leben nicht mehr ertragen... Doch in einer ungerechten Gesellschaft ist es schwer sich gegen ein Machtsystem zu wehren. Ich konnte lediglich in Zeitungsartikel aus dem Leben der Frauen berichten. Ich bin froh, dass die Pullo (Singular für Fulbe) Djaïli Amadou Amal in ihrem Roman „Die ungeduldigen Frauen“ (mit Selbsterlebtem) die Erzählungen der Frauen nach Außen trägt. Die Autorin Djaïli Amadou Amal ist ebenfalls mit 17 Jahren zwangsverheiratet worden und erlebte alle Formen der Unterdrückung einer Frau aus der Sahelzone am eigenen Körper. Die Autorin engagiert sich in der Vereinigung "Femmes du Sahel". Das Buch „Die ungeduldigen Frauen“ zeichnete man 2019 mit dem 'Prix Orange du Livre en Afrique' und '2020 mit dem Prix Goncourt des Lycéens' aus. Djaïli Amadou Amal zählt nun zu einer der wichtigsten Schriftstellerinnen Kameruns (wenn nicht Afrikas). Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis sagt die Jury: „Junge Lesende werden von der Autorin in ein aufwühlendes, polyphones Leseerlebnis hineingerissen, das ihr Mitgefühl mit unbekannten Lebenslagen schürt. Darüber hinaus gibt der Text in seiner Universalität unterdrückten Stimmen eine Bühne und sorgt für Weltoffenheit.“ Unterrichtshandreichung für Lehrende ist in Vorbereitung und wird ab Mitte April beim Verlag kostenfrei zum Download zur Verfügung stehen. Die ungeduldigen Frauen, Djaïli Amadou Amal Umfang:176 Seiten, Verlag:Julius Beltz GmbH & Co. KG
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Frauen, die sich wehren...

Bewertung am 02.04.2024
Bewertungsnummer: 2168752
Bewertet: Buch (Taschenbuch)

„Im Koran steht, ein Mann darf seine Frau bestrafen und schlagen, wenn sie sich auflehnt. Aber er darf sie nicht ins Gesicht treffen.“ Als Beitrag der Familie zu dem blauen Auge einer der Frauen... Nordkamerun: Fulbe – Land. Die Geschichte von Ramla, Safira und Hindou: Drei junge Frauen, drei Geschichten, drei miteinander verbundene Schicksale. Ramla und Hindou sind Kusinen, beide wehren sich gegen ihre nicht selbst gewählte Verheiratung. Doch die Väter bestimmen, dass die Eheschließungen stattfinden. Denn die Frauen sollen 'Geduld zeigen'. Munyal! Ramla muss einen weitaus älteren Mann heiraten, der bereits in erster Ehe mit Safira verheiratet ist. Weder Ramla noch Safira wünschen diese Ehe. Safira war bislang glücklich in ihrer Ehe, doch nun muss sie sich den polygamen Gesetzen unterwerfen, die verlangen, dass sie ohne zu murren diese neue Ehefrau, jünger und attraktiver, akzeptiert. Der Ehemann nimmt die gebildete Ramla mit nach Paris, was sich zuerst einmal als Glücksfall für die neugierige Ramla anhört. Aber hat sie sich diese Ehe so gewünscht? Safira zeigt nach außen hin Unterwürfigkeit, doch ersinnt einen Plan wie sie der neuen Ehefrau ihres Mannes schaden kann. Auf eine perfide Art und Weise... Denn sie kennt ja ihren langjährigen Gatten und seine Achillesferse, so dass sie seine Fehler und Schwächen gekonnt ausnützt für ihre missgunstige Vorgehensweise. Sie schadet damit der gesamten Hofanlage und nicht nur der jungen Zweitehefrau. Hindou dagegen wird mit dem gleichaltrigen, aber gewaltätigen Cousin verheiratet. Er trinkt und nimmt Drogen. Damit er davon ablässt will man ihn in den Hafen der Ehe einfahren lassen. Was dieser zu noch mehr Gewalttätigkeit nutzt... und die junge Hindou leidet darunter. Sie darf sich nicht beschweren, denn ihr Mann ist nun ihr Herr und Gebieter. Von ihrer Umgebung und Familien wird den jungen Frauen nur „Munyal! Geduld!“ als Rat zugeflüstert. Doch die Ungeduldigen beginnen sich zu wehren. In dem 176 Seiten starken Buch 'Die ungeduldigen Frauen' von Djaïli Amadou Amal erfährt man von Safira, Ramla und Hindou, mit ihren eigenen Worten. Das in drei Teile gegliederte Buch erzählt die Lebensgeschichte der drei Frauen. In jedem Teil berichtet eine der Frauen von dem, was ihr widerfährt: Ramla mit 17 Jahre soll Alhadji Issa, einen älteren polygamen, aber reichen und einflussreichen Mann heiraten. Die Wahl ihres Gatten trifft ihr Onkel, alleine aus Prestigegründen. Ramlas Meinung dazu - zählt nicht. Die 15 jährige Hindou vermählt deren Familie mit ihrem gewalttätigen Cousin Moubarak, obwohl sie bereits in Liebe mit einem anderen Mann verlobt ist. Tägliche Vergewaltigungen gehören zu ihrem Ehealltag. Doch - in der Ehe gibt es keine Vergewaltigung! (Seite 69). Safira dagegen, mit ihren 35 Jahren, die erste und bisherige alleinige Frau von Alhadji Issa, will Ramla, die nun junge Favoritin ihres Ehemannes, verjagen. Mit allen möglichen Mitteln und die sind nicht nur gehässig, sondern auch gefährlich. Mitte der 80er Jahren habe ich bei den Fulbe Frauen in Maroua und Garoua (die Geschichten spielen in Maroua) Forschungen zum Leben der muslimischen Frauen betrieben. Und die Frauen damals erzählten mir genau solche Geschichten. Ihre Geschichten floßen in meine Magistra Arbeit ein. Doch man hat mir Ärger bereitet und mich bei meinem letzten Aufenthalt in Kamerun verhaften lassen. Glücklicherweise konnte ich alle Sprachkassetten mit den Interviews retten, ohne dass die Inhalte und Namen der Frauen bekannt wurden. In meiner Magistra Arbeit habe ich alle Namen verschlüsselt (einsehbar in der Deutschen Zentralbibliothek). Das Land Kamerun habe ich nie mehr betreten. Nun – 40 Jahre später – fangen die jungen Frauen sich an zu wehren. Schon damals erzählten sie mir, dass sie rebellieren wollen, dass sie dieses Leben nicht mehr ertragen... Doch in einer ungerechten Gesellschaft ist es schwer sich gegen ein Machtsystem zu wehren. Ich konnte lediglich in Zeitungsartikel aus dem Leben der Frauen berichten. Ich bin froh, dass die Pullo (Singular für Fulbe) Djaïli Amadou Amal in ihrem Roman „Die ungeduldigen Frauen“ (mit Selbsterlebtem) die Erzählungen der Frauen nach Außen trägt. Die Autorin Djaïli Amadou Amal ist ebenfalls mit 17 Jahren zwangsverheiratet worden und erlebte alle Formen der Unterdrückung einer Frau aus der Sahelzone am eigenen Körper. Die Autorin engagiert sich in der Vereinigung "Femmes du Sahel". Das Buch „Die ungeduldigen Frauen“ zeichnete man 2019 mit dem 'Prix Orange du Livre en Afrique' und '2020 mit dem Prix Goncourt des Lycéens' aus. Djaïli Amadou Amal zählt nun zu einer der wichtigsten Schriftstellerinnen Kameruns (wenn nicht Afrikas). Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis sagt die Jury: „Junge Lesende werden von der Autorin in ein aufwühlendes, polyphones Leseerlebnis hineingerissen, das ihr Mitgefühl mit unbekannten Lebenslagen schürt. Darüber hinaus gibt der Text in seiner Universalität unterdrückten Stimmen eine Bühne und sorgt für Weltoffenheit.“ Unterrichtshandreichung für Lehrende ist in Vorbereitung und wird ab Mitte April beim Verlag kostenfrei zum Download zur Verfügung stehen. Die ungeduldigen Frauen, Djaïli Amadou Amal Umfang:176 Seiten, Verlag:Julius Beltz GmbH & Co. KG

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Verzweifelte Geschichte um drei Frauen im Kamerun

frischelandluft aus Salzburg am 27.03.2024

Bewertungsnummer: 2163850

Bewertet: Buch (Taschenbuch)

Drei Ich-Erzählerinnen erzählen ihre Geschichte, die eigentlich eine gemeinsame Geschichte ist und die sie verbindet, doch sie sind jede für sich alleine. Zwei Frauen sind Schwestern, die verheiratet werden, die dritte ist die Erstfrau, deren Mann eine der Schwestern als zweite Frau heiratet. Die Frauen werden nicht gefragt und müssen sich einfügen. Sie leben nicht, sie überleben nur, das Mantra, die Parole lautet Geduld. „Der Lebensweg der Frauen ist schwer, mein Kind. Die Zeiten der Sorglosigkeit sind kurz. Wir haben keine Jugend. Wir haben nur sehr wenige Freuden. Wir finden Glück nur dort, wo wir es selbst verbreiten. Du musst selbst einen Weg finden, um dir dein Leben erträglich zu machen. Oder besser: um es dir annehmbar zu machen. Das ist es, was ich all diese Jahre getan habe. Ich habe meine Träume begraben, um meine Pflichten besser annehmen zu können.“ (S. 87) Oberflächlich wird alles schöngeredet, die Familie gibt Schutz, Sicherheit und Geborgenheit, die Männer handeln aus Liebe und Respekt, die Frauen können klug ihr Schicksal lenken. Doch in Wirklichkeit sind die Frauen der Willkür und dem Willen der Männer vollkommen untergeordnet. Die Frauen sind dafür verantwortlich, dass die Familie reibungslos funktioniert. Wenn etwas schiefläuft, sind sie schuld und können misshandelt, gefoltert und sogar getötet werden ohne dass die Männer zur Verantwortung gezogen werden. Vergewaltigungen in der Ehe gibt es nicht, denn die Frau hat ihre Pflicht zu erfüllen. Manchmal wird ein Mann von seinen älteren männlichen Verwandten zurechtgewiesen, doch sind die Grenzen, innerhalb derer sich die Männer bewegen so weit gefasst, dass es kaum mehr als ein Tadel ist. Das ist alles beklemmend und wird sehr nah durch die Ich-Erzählerinnen erzählt. Was mich am meisten schockiert hat, ist aber, dass noch nicht einmal die Frauen zusammenhalten (können), jede ist alleine auf sich gestellt, eine Einzelkämpferin für sich und ihre Kinder. „Für eine Frau gibt es keinen schlimmeren Feind als eine Frau! Gib ihnen nie die Chance, schlecht über dich zu reden. Beherrsch dich, bleib stark, gib nicht nach!“ (S.111) Von allen Seiten wird psychischer Druck ausgeübt, jede Aktion hätte zur Folge, dass nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Kinder, ihre Schwestern, Brüder, Mutter kollektiv bestraft werden. In einer polygamen Situation ist es wichtig, wer die Favoritin der Mannes ist. Es entsteht eine Konkurrenzsituation, in der die Frauen sich teilweise mit ihren Müttern oder Tanten gegeneinander aufhetzen und zu allen möglichen Mitteln greifen, Verleumdung, Intrigen, Fallen, bis hin zu bezahlten Flüchen durch spirituelle Priester. Eine unerträgliche, einsame Situation. Immer wieder wird Geduld gepredigt, im deutschen Wort steckt „dulden“, die Geschichten zeigen, wie die Frauen an ihre Grenzen gehen, welch kleinen Freiraum sie sich zu erobern versuchen, wo sie „gewinnen“ und wo „scheitern“. Frauen sollten sich weltweit mehr solidarisieren, wir sind die größte Gruppe, die in vielen Ländern immer noch unterdrückt und ausgebeutet wird. Bücher wie dieses sind wichtig, in dieser komplexen Welt unterdrückte Frauen ins Bewusstsein zu rufen, hinzuschauen. Meine Leseempfehlung ab 15 gleichermaßen auch für Erwachsene, gut geeignet, um als Mutter mit den eigenen Töchtern zu reden.
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Verzweifelte Geschichte um drei Frauen im Kamerun

frischelandluft aus Salzburg am 27.03.2024
Bewertungsnummer: 2163850
Bewertet: Buch (Taschenbuch)

Drei Ich-Erzählerinnen erzählen ihre Geschichte, die eigentlich eine gemeinsame Geschichte ist und die sie verbindet, doch sie sind jede für sich alleine. Zwei Frauen sind Schwestern, die verheiratet werden, die dritte ist die Erstfrau, deren Mann eine der Schwestern als zweite Frau heiratet. Die Frauen werden nicht gefragt und müssen sich einfügen. Sie leben nicht, sie überleben nur, das Mantra, die Parole lautet Geduld. „Der Lebensweg der Frauen ist schwer, mein Kind. Die Zeiten der Sorglosigkeit sind kurz. Wir haben keine Jugend. Wir haben nur sehr wenige Freuden. Wir finden Glück nur dort, wo wir es selbst verbreiten. Du musst selbst einen Weg finden, um dir dein Leben erträglich zu machen. Oder besser: um es dir annehmbar zu machen. Das ist es, was ich all diese Jahre getan habe. Ich habe meine Träume begraben, um meine Pflichten besser annehmen zu können.“ (S. 87) Oberflächlich wird alles schöngeredet, die Familie gibt Schutz, Sicherheit und Geborgenheit, die Männer handeln aus Liebe und Respekt, die Frauen können klug ihr Schicksal lenken. Doch in Wirklichkeit sind die Frauen der Willkür und dem Willen der Männer vollkommen untergeordnet. Die Frauen sind dafür verantwortlich, dass die Familie reibungslos funktioniert. Wenn etwas schiefläuft, sind sie schuld und können misshandelt, gefoltert und sogar getötet werden ohne dass die Männer zur Verantwortung gezogen werden. Vergewaltigungen in der Ehe gibt es nicht, denn die Frau hat ihre Pflicht zu erfüllen. Manchmal wird ein Mann von seinen älteren männlichen Verwandten zurechtgewiesen, doch sind die Grenzen, innerhalb derer sich die Männer bewegen so weit gefasst, dass es kaum mehr als ein Tadel ist. Das ist alles beklemmend und wird sehr nah durch die Ich-Erzählerinnen erzählt. Was mich am meisten schockiert hat, ist aber, dass noch nicht einmal die Frauen zusammenhalten (können), jede ist alleine auf sich gestellt, eine Einzelkämpferin für sich und ihre Kinder. „Für eine Frau gibt es keinen schlimmeren Feind als eine Frau! Gib ihnen nie die Chance, schlecht über dich zu reden. Beherrsch dich, bleib stark, gib nicht nach!“ (S.111) Von allen Seiten wird psychischer Druck ausgeübt, jede Aktion hätte zur Folge, dass nicht nur sie selbst, sondern auch ihre Kinder, ihre Schwestern, Brüder, Mutter kollektiv bestraft werden. In einer polygamen Situation ist es wichtig, wer die Favoritin der Mannes ist. Es entsteht eine Konkurrenzsituation, in der die Frauen sich teilweise mit ihren Müttern oder Tanten gegeneinander aufhetzen und zu allen möglichen Mitteln greifen, Verleumdung, Intrigen, Fallen, bis hin zu bezahlten Flüchen durch spirituelle Priester. Eine unerträgliche, einsame Situation. Immer wieder wird Geduld gepredigt, im deutschen Wort steckt „dulden“, die Geschichten zeigen, wie die Frauen an ihre Grenzen gehen, welch kleinen Freiraum sie sich zu erobern versuchen, wo sie „gewinnen“ und wo „scheitern“. Frauen sollten sich weltweit mehr solidarisieren, wir sind die größte Gruppe, die in vielen Ländern immer noch unterdrückt und ausgebeutet wird. Bücher wie dieses sind wichtig, in dieser komplexen Welt unterdrückte Frauen ins Bewusstsein zu rufen, hinzuschauen. Meine Leseempfehlung ab 15 gleichermaßen auch für Erwachsene, gut geeignet, um als Mutter mit den eigenen Töchtern zu reden.

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