»Ein triumphales Debüt über Schwarze Geschichte und das Aufwachsen im Süden der USA.« New York Times Book Review
»Ein brillantes Epos, wie es nur ein Mal in zehn Jahren erscheint. Es wird Ihre Sicht auf Amerika für immer verändern.« Washington Post
Ailey Pearl Garfield ist vorlaut, und sie weiß, was sie will. Jeden Sommer reist das Mädchen nach Chicasetta, Georgia, wo die Familie ihrer Mutter seit Jahrhunderten lebt. Ihre Großmutter wohnt dort in dem Haus, das früher dem Besitzer der Baumwollplantage Wood Place gehörte. Um ihren Platz in der Welt zu finden, muss Ailey die verschlungene Geschichte ihrer Familie verstehen. Denn sie trägt das Erbe der Unterdrückung und des Widerstands, der Sklaverei und der Selbstermächtigung in sich – ein Erbe, so widersprüchlich und lebendig wie Amerika.
Die Liebeslieder von W.E.B. Du Bois ist ein gewaltiger Roman über das wahre, bunte Amerika. Honorée Fanonne Jeffers erzählt die Geschichte von Ailey Pearl Garfield, einer vor Leben sprühenden, selbstbewussten und witzigen Frau, und mit ihr über vierhundert Jahre amerikanischer Geschichte.
»Jeffers feiert Schwarze Frauen als brillante Überlebende, die gerade durch ihre Geschichte Freude und Genie verkörpern.« The Observer
»Ein kraftstrotzender und zärtlicher Coming-of-Age-Roman.« Time
»Erstaunlich ... Ein großes Werk, durchdrungen von Liebe und Wahrhaftigkeit.« Alice Walker
Ein epischer generationenübergreifender und feministischer Roman
Hanna von Buchsichten aus Düsseldorf am 01.11.2022
Bewertungsnummer: 1817041
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Ailey Pearl Garfield wird 1973 als drittes Kind geboren. Ihr Vater ist Arzt, ihre Mutter hat ihre akademische Ausbildung zugunsten des Nachwuchses abgebrochen. Aileys Vorfahren sind vor allem Schwarze mit afrikanischen Wurzeln, aber auch Weiße und Indigene. Gemeinsam mit ihren älteren Schwestern Lydia und Coco wächst sie im Norden der USA auf, verbringt ihre Sommer jedoch bei der Familie ihrer Mutter in der kleinen Stadt Chicasetta in Georgia. Diese lebt dort auf dem Land der ehemaligen Baumwollplantage, auf der ihre Vorfahren einst Sklaven waren. In einer Zeit, in der Weiße und Schwarze in Amerika offiziell dieselben Rechte haben, erfährt sie, was es heißt, eine ambitionierte schwarze Frau zu sein. Sie entwickelt zunehmend Interesse für die Geschichte ihrer Vorfahren, die sie verstehen will, um ihren eigenen Platz zu finden.
Mit seinen fast 1000 Seiten ist dieses Buch ein echter Schinken, der mich auf eine Reise durch die Jahrhunderte mitnahm. Auf einer Erzählebene begleitete ich Aileys Aufwachsen von ihrer Kindheit in den 1970er Jahren bis ins Jahr 2007. Auf der anderen Erzählebenen lauschte ich dem Flüstern der Ahnen der Creek, jener indigenen Ureinwohner, die einst auf dem Land lebten, das später zu Georgia erklärt und im Rahmen einer Landlotterie Weißen zugesprochen wurde. Sie beginnen ihre Geschichte bei Micco, der 1764 vor der Zeit der Sklaverei in einem Dorf der Creek aufwuchs. Seine Mutter war die Tochter einer Creek und eines Negroes, sein Vater ein Weißer. Von jenen Ahnen erfuhr ich, was im Laufe der Jahrhunderte auf ihrem Land geschah.
Das Themenspektrum dieser Geschichte ist enorm. Ich las mich durch über 250 Jahre und seine gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen. Dabei sind die Abschnitte aus der Perspektive der Ahnen sehr dicht erzählt und ich musste mich bemühen, einen Überblick über die Vielzahl an charakteren und ihre verwandtschaftlichen Verhältnisse zu bewahren. Ein hinten im Buch abgedruckter Stammbaum kann als Unterstützung genutzt werden, deckt aber auch nicht alles ab. Der Schwerpunkt liegt auf den Erlebnissen der Sklaven auf der Plantage und was es heißt, der Besitz eines weißen Mannes zu sein. Aileys Geschichte hat ein deutlich langsameres Erzähltempo. Ich sah sie aufwachsen und erlebte Sommer um Sommer in Chicasetta. Sie verehrt ihre beiden Schwestern, die gänzlich verschiedene Lebenswege einschlagen und sich allmählich von ihr entfernen. Welchen Weg wird sie letztlich selbst einschlagen?
Die Sprache des Buches erlebte ich als zugänglich, sodass ich dieses seitenstarke Werk verhältnismäßig zügig lesen konnte. Die Arbeit der beiden Übersetzerinnen ist hervorragend und ihre Nachbemerkung zum Umgang mit African American Vernacular English las ich mit großem Interesse. Immer wieder benötigte ich jedoch Zeit, das Gelesene zu verarbeiten. Sklaverei und Rassismus sind zentrale Themen und auf beiden Ebenen gibt es viele Szenen, die einen allgemeinen Eindruck des Lebensrealität der Charaktere vermitteln. Hinzu kommt ebenfalls auf beiden Ebenen das Thema des Kindesmissbrauchs und wie diese traumatischen Erfahrungen die Betroffenen ihr Leben lang prägten. Das Thema dominiert die Geschichte über weitere Strecken, nach denen es mir schwer fiel, es wieder hinter mir zu lassen. Eine tiefere Aufarbeitung dieser Vorfälle bleibt aus.
Für mich war "Die Liebeslieder von W.E.B. Du Bois" eine eindrückliche, emotionale und immer wieder heftige Leseerfahrung. Ein epischer generationenübergreifender und feministischer Roman, dessen Lektüre ich als bereichernd empfunden habe.
Honorée Fanonne Du Bois - Die Liebeslieder von W. E. B. Du Bois
BücherBummler am 17.10.2022
Bewertungsnummer: 1807046
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
William Edward Burghardt „W. E. B.“ Du Bois ([duːˈbɔɪz], *23. Februar 1868 in Great Barrington, Massachusetts; †27. August 1963 in Accra, Ghana) war ein US-amerikanischer Historiker, Soziologe, Philosoph und Journalist, der in der Civil Rights Movement mitwirkte. (Wikipedia)
Aileys Stammbaum reicht weit in die amerikanische Geschichte zurück. Unter ihren Vorfahren befinden sich sowohl Ureinwohner als auch weiße Einwanderer, aber vor allem Schwarze mit afrikanischen Wurzeln. Dieses Erbe und ihre Sommer in Chicasetta, wo ihre Großmutter in dem ehemaligen Herrenhaus einer Plantage lebt, auf der ihre Ahnen früher als Sklaven schuften mussten, haben Ailey geprägt. Und so widmet sie ihr Studium der Historie, versucht, sich selbst zu finden, indem sie denen, die vor ihr lebten und litten, eine Stimme gibt.
In zwei Strängen und auf fast 1000 Seiten erzählt Honorée Fanonne Jeffers in ihrem Roman „Die Liebeslieder von W. E. B. Du Bois“ eine gewaltige Familien- und Landesgeschichte. In dem einen beschreibt Ailey als Ich-Erzählerin ihr Leben in einer Zeit, in der Afroamerikaner zwar offiziell die gleichen Rechte haben, wie Weiße, in der der Rassismus aber noch lange nicht überwunden ist. Aber auch von einer Realität, in der Schwarze in ihren eigenen Reihen Regeln unterliegen, die sich nach Abstammung und Farbton der Haut richten. In einer Welt, in der, trotz Fortschritten, Hautton und Geschlecht nach wie vor mitbestimmen, welche Wege einem offen stehen. Und unter welchen Bedingungen.
Die zweite Stimme gehört einem kollektiven „wir“, eine Art Flüstern aus der Vergangenheit, das vermutlich von den Ahnen der Creek, den Ureinwohnern im Gebiet des heutigen Georgia, stammt. Eine Stimme, die die Geschichte der Familie über den Verlauf von gut 400 Jahren erzählt, und dabei als Individuum immer mehr hinter der Erzählung verloren geht.
1000 Seiten sind viel, auch für Freunde dicker Schinken. Manchen Büchern schadet das nicht, aber zu denen gehören „Die Liebeslieder“ meiner Empfindung nach nicht ganz. Die Geschichte der Vorfahren ist ehrgeizig, will viele Themen unterbringen, alle Aspekte der Sklaverei, die Vernichtung der Ureinwohner, persönliche Familiendramen und -konflikte… Als Leser habe ich, trotz Familienverzeichnis im Anhang (einen grafischen Stammbaum hätte ich sinnvoller gefunden), den Überblick, und, als Folge dessen, auch einen Teil meines Interesses verloren. Aileys Geschichte auf der anderen Seite war das genaue Gegenteil, in die Länge gezogen und teilweise irrelevant. Wie ein eher mittelmäßiger Campus-Roman, den ich nicht unbedingt hätte lesen müssen.
Aber neben diesen Schwächen hat das Buch auch starke Seiten. Ich bin in der Regel eher Kopf- als Gefühls-Leserin. Dass ich emotional wirklich mitleide, kommt so gut wie nie vor. Aber hier schon. Einige Szenen, besonders die über Kindesmissbrauch, der sich wie ein roter Faden durch die Geschichte zieht, waren so heftig, dass ich das Buch zur Seite legen und ein paar Tage pausieren musste. Heftig auf eine nüchterne Art, die ohne Drama und Sensationsgier auskommt. Das Leid vieler, vieler Betroffener spürbar zu machen, das ist der Autorin wirklich gelungen.
Ein großes Lob geht an die Übersetzerinnen Maria Hummitzsch und Gesine Schröder. Einen Roman, in dem Sprache eine so wichtige Rolle spielt, in eine andere, die diese spezielle Distinktion nicht hat, zu übertragen, muss einen verzweifeln lassen. Die Idee, Originalsätze aus dem sogenannten African American Vernacular English in die deutsche Version einfließen zu lassen, fand ich eine intelligente und gut umgesetzte Lösung. Die Nachworte der Beiden sollte man unbedingt lesen. Vielleicht sogar schon vor der Lektüre.
Und ebenso wenig schadet es, wenn man sich im Vorfeld über die Debatte zwischen W. E. B. Du Bois und Booker T. Washington informiert. Leser mit Vorwissen sind hier deutlich im Vorteil.
Zusammengefasst ist „Die Liebeslieder von W. E. B. Du Bois“ ein Buch, das mich ein paar Nerven gekostet hat, aber alles in allem die Mühe wert war. Der Roman will viel, vielleicht zu viel, aber auf diese Weise nimmt man auch auf jeden Fall etwas daraus mit. Leseempfehlung für Interessierte und Geduldige.
Ailey Pearl Garfield ist eine absolut sympathische und vorwitzige Heldin. Die Geschichte ihrer weitverzweigten Familie bildet nahezu vier Jahrhunderte amerikanische Geschichte ab. Aileys Wurzeln sind bei Schwarzen, Indigenen und auch Weißen zu finden.
Mit sprachlicher Brillanz werden auch heiße Eisen wie Feminismus, Rassismus oder Kolonialismus behandelt.
Politisch wie literarisch beeindruckt dieser Roman!!!
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