Bret Easton Ellis' meisterhafter neuer Roman erzählt eine traumatische Geschichte: Während seiner eigenen Schulzeit war ein Serienmörder in L.A. eine Bedrohung für die Jugendlichen.
Der siebzehnjährige Bret ist in der Oberstufe der exklusiven Buckley Prep School, als ein neuer Schüler auftaucht. Robert Mallory ist intelligent, gutaussehend und charismatisch und zieht Bret magisch an. Bret ist sich sicher, dass Robert ein düsteres Geheimnis hat, und kann dennoch nicht verhindern, dass Robert Teil seiner Freundesgruppe wird. Als der Trawler, ein Serienmörder, der Jugendliche auf bestialische Weise umbringt, immer näher an ihn und seine Clique heranrückt, gerät Bret zunehmend in eine Spirale aus Paranoia und Isolation. Doch wie zuverlässig ist Bret als Erzähler?
»The Shards« ist eine faszinierende Mischung aus Fakten und Fiktion, aus Realität und Fantasie, die auf brillante Weise das emotionale Gefüge von Brets Leben als Siebzehnjähriger auslotet – Sex und Eifersucht, Besessenheit und mörderische Wut. Fesselnd, raffiniert, spannend, eindringlich und oft düster-komisch – »The Shards« ist ein unnachahmliches Meisterwerk.
Mal wieder ein Meisterwerk: Ellis über sich im Jahre 1981... aber ist es Realität oder Fiktion?
Bewertung aus Wachtendonk am 23.02.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
BRET ist der Ich-Erzähler des Buches, 17 Jahre jung, Schüler einer privaten Schule in Los Angeles, mitten in der Pubertät und dem aufkommenden Bewusstsein, schwul zu sein ... was 1981 noch mit Komplikationen und Tabus verbunden ist. Und Bret erzählt über die Ereignisse seines letzten Schuljahres... über Freundschaften, Sex, die Musik die er gehört und die Filme die er gesehen hat. Und er erzählt über die dramatischen Ereignisse, an die er sich auch 40 Jahre später rückblickend nur mit Schaudern erinnert: alles beginnt damit, dass es einen neuen Mitschüler in seiner Stufe gibt - Robert Mallory. Einerseits gutaussehend und attraktiv, andererseits mit einem dunklen Geheimnis. Man munkelt von einem Aufenthalt in der Psychiatrie bevor er nach Los Angeles gezogen ist. Und dann gibt es da einen Serienmörder, der erst diverse Zeichen als Ankündigung hinterlässt, bevor er grausam zuschlägt und mehrere junge Frauen ermordet. Bret steigert sich in den Gedanken hinein, dass Robert der Mörder, genannt "Der Trawler" ist. Er verfolgt ihn, er sammelt Indizien und er verstrickt sich dabei in eine wahnhafte Mischung aus Wirklichkeit und Albtraum, befeuert von Drogen und Alkohol, dass er irgendwann selbst nicht mehr weiß was wahr ist und was nicht...
Meine Meinung: das Buch hat auf meinem Tolino 736 Seiten und anfangs habe ich mich gefragt: muss das so umfangreich sein? Man hätte die Geschichte mit Sicherheit auch auf 200 Seiten weniger erzählen können... aber dann hätten auch 200 Seiten Lesespaß und Erzählfreude gefehlt. Denn so elegisch sich Ellis auch über Einzelheiten auslässt, so gerne folgt man ihm dabei, so sehr erfreut man sich an seinem Detailreichtum. Ich mag den Sprachstil und die Phantasie, die erzählerische Klasse. Ich mag die Werke von Bret Easton Ellis und empfinde auch "The Shards" als Meisterwerk... und vergebe somit selbstverständlich fünf von fünf Sternen.
Sex, Drugs und eine Prise True Crime
mimitatis_buecherkiste aus Krefeld am 21.02.2023
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Hier sollte sie also stehen, meine überschwängliche und begeisterte Rezension. In Lobeshymnen wollte ich mich ergehen, Bestseller rufen, ein Jahrhundertbuch, ein Meisterwerk! Nichts davon ist es geworden, Ernüchterung machte sich nach dem lesen bei mir breit, enttäuscht und traurig klappte ich das Buch zu und war sprachlos. Bis jetzt. Warum das so war, das erzähle ich euch im folgenden.
Bereits die ersten Seiten ließen mich zweifeln, ob meine Erinnerung mich nicht betrogen hat; ausschweifend referierte der Autor darüber, was er schreiben wird, wiederholte sich und hat es geschafft, meine Neugier gegen Null zu drücken, was an sich ja schon fast eine Leistung ist. Ich habe durchgehalten und dachte, wenn es einmal losgeht, dann packt es mich sicherlich. Dann ging es los und nichts geschah; kein Sog, kein Glücksgefühl stellte sich ein, Sätze über halbe Seiten lullten mich ein und die versprochene Spannung blieb einfach aus. Dafür bekam ich Einblick in die Gefühlswelt eines Teenagers, der siebzehnjährige Bret erläuterte mir ausführlich, wie es ist, von Hormonen überschüttet zu werden, stündlich, minütlich, sekündlich an Sex zu denken oder darüber, wann die Haushälterin nach Hause kommt, man könnte sich vorher noch auf die Schnelle einen runterholen. Die Länge gewisser Körperteile wurde genauso akribisch dokumentiert und auch der Pflichtsex mit der Alibifreundin seitenlang diskutiert. Nun könnte man ja sagen, ich könnte dieses Drittel überspringen, schließlich war Bret siebzehn und gerade in der Pubertät, auf der Suche nach Identität und der sexuellen Präferenz. Anscheinend ist der siebenundfünfzigjährige Bret da noch drin, anders kann ich es mir nicht erklären. Aber gut, überspringen wir dieses Drittel und gehen zum nächsten.
Was in American Psycho erfrischend neu und aufregend war, empfand ich hier fast schon beleidigend, weil Lücken füllend. Klamotten, Marken, Autos und Luxus; das Polopony von Ralph Lauren wird mich in allen Pastellfarben in den nächsten Träumen verfolgen und auch bunte Shorts, Bootsschuhe sowie Hemden von Armani werde ich in Zukunft vorerst meiden. Nun kann man das Gefühl der Achtziger sicherlich subtiler transportieren, ich fühlte mich einfach erschlagen von der Fülle an Informationen zu mehr oder weniger unwichtigen Nebensächlichkeiten. Auch dieses Drittel überspringen wir, schließlich ist das Buch dick genug, es bleiben genug Seiten über.
Kommen wir doch mal zum Kern der Story, es ging um einen neuen Mitschüler, dazu gab es einen Serienkiller und das Böse hielt Einzug. Die Frage ist hier, wo dies passierte und wann, denn im Buch passierte lange Zeit nichts. Schreckmomente gab es, weil jemand zu schüchtern war, dann zu selbstbewusst, jemand hat seltsam geschaut oder ging shoppen. Der Rest der Personen war toll in der Schule, obwohl sie alle den halben Tag zugedröhnt verbrachten und die restliche Zeit ging auf, na ihr wisst schon, drauf. Vor dreißig Jahren hätte mich die Story geschockt, ich wäre fasziniert gewesen, heute konnte ich nur müde lächeln und krampfhaft versuchen, nicht einzuschlafen. Immer wieder warf der Autor mir Häppchen zu der versprochenen nervenaufreibenden Geschichte hin und immer wieder enttäuschte er mich und schweifte ab.
Zum Ende des letzten Drittels war es dann soweit, die Situation eskalierte, Dramen spielten sich ab. Ich wusste nicht mehr, was wahr und was erfunden war, konnte der Geschichte kaum noch folgen und brachte es schnell hinter mich. Die Enthüllung am Ende brachte mich etwas aus dem Konzept und lägen nicht hunderte Seiten hinter mir, die mir keine Freude brachten, so wäre ich begeistert gewesen und hätte diesen Einfallsreichtum gefeiert, so aber war ich froh, es geschafft zu haben. Leider war dieses Werk für mich, anders als American Psycho, kein Lesegenuss, der Autor hat mich nicht erreicht. Zumindest das Cover ist toll und meine Vorfreude war riesig. Immerhin.
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Als großer Fan seiner Werke habe ich mich schon im Vorfeld sehr auf sein neuestes Buch gefreut und endlich kann ich voller Freude verkünden, dass ich für meine Geduld mehr als nur belohnt wurde.
Hier wird man wieder von der ersten Seite an in die Geschichte geradezu eingesaugt. Die genaue Observation seines Umfelds, die Beschreibung seiner Gefühle und Emotionen schafft Ellis wieder einmal perfekt zu inszenieren. Man weiß nicht, auch nach Beenden der Geschichte, was nun wirklich geschehen ist, man spielt das Spiel mit, stellt Vermutungen und Zusammenhänge auf, bleibt aber stets in der Perspektive des Autors, Bret Easton Ellis selbst, gefangen. Wie ehrlich ist unser Autor, wie sehr darf ich dem erzählten Glauben schenken, was wird ausgelassen oder ist alles nur ein Teil seiner Paranoia? Auch hier werden Abgestumpftheit und Dekadenz einer realitätsverlorenen Jugend so ungemein gut dargestellt, dass ich all die Charaktere genau vor mir sehen kann und ich selbst Teil des Ganzen wurde. Und doch dürfen wir auch über den Tellerrand schauen, sehen die Risse dieses Schauspiels, die durch Monologe und Dialoge das Gesamtbild vollenden.