Was bleibt, als zu fliehen, wenn Kinder plötzlich allergisch auf Erwachsene reagieren, Eltern ihre Kinder vergessen, wenn Hunde ihre Herren anfallen und die Natur des Menschen überdrüssig ist? Pflegekraft Aria und Kollegin Marion retten fünfzehn Kinder aus der vom Untergang gezeichneten Stadt und versuchen die vielleicht letzten Wochen in einem ehemaligen Badehotel würdevoll zu bestehen. Doch den Bewohnern von Einstadt und den Cowboys rund um Imre Brandt sind sie ein Dorn im Auge. Als Aria ein Pferd am Strand entdeckt und darauf beharrt, es zu bergen, geht es plötzlich um alles. Die Feindseligkeit der Männer eskaliert, aber die Frauen finden Verbündete und geben nicht kampflos auf.
**** Worum geht es? ****
Wenn Eltern ihre Kinder vergessen, Kinder auf Erwachsene allergisch reagieren und die Tiere ihre Liebsten angreifen, ist der Untergang wohl nicht mehr fern. Aria und Marion versuchen, 15 verschiedene Kinder zu retten – bis unerwartete Ereignisse das Miteinander erneut auf die Probe stellen.
**** Mein Eindruck ****
Der Text lässt viel Raum für Interpretation und bleibt in den Details ungewiss. Sprachlich versiert und literarisch ansprechend, ist es eine Freude, ihm zu lauschen. Das dystopische Setting beschreibt eine Welt kurz vor dem Verfall, wobei das Böse teils zynisch und humorvoll dargestellt wird, was trotz der tiefgründigen Botschaft zum Schmunzeln anregt. Der Zusammenhalt zwischen den Figuren sticht hervor, und persönliche Unterschiede werden überwunden. Die Erzählung beginnt direkt im Geschehen, ohne eine Einführung. Durch den kurzen Stil konnte ich die außergewöhnlichen Aspekte schätzen, auch wenn manche Teile klarer hätten ausgeführt werden können. Nachdenklich schloss ich das Buch, wobei die letzte Szene besonders bedeutungsvoll erschien.
**** Empfehlung? ****
Eine in sich runde, aber teils unschlüssige Dystopie mit bewegender Botschaft und einem besonderen Erzählstil. Eine klare Empfehlung für Fans literarischer Dystopien.
Hanna von Buchsichten aus Düsseldorf am 27.10.2024
Bewertungsnummer: 2326472
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Die Pflegekraft Aria macht sich gemeinsam mit ihrer Kollegin Marion und fünfzehn Kindern, die von ihren Eltern vergessen wurden, auf den Weg ans Meer. Dort haben sie ein ehemaliges Hotel gekauft, in dem sie unterkommen wollen. Die Welt steht am Abgrund und niemand weiß, wie und wie lange es weitergehen wird. In Einstadt angekommen werden die Frauen und Kindern von den ortsansässigen Cowboys mit Argwohn beäugt. Lediglich Jenny, die Schwester ihres Anführers, kann eine Eskalation der Situation verhindern. Als Marion an einem schwer zugänglichen Strandabschnitt in der Nähe des Hotels ein dünnes Pferd entdeckt, ist sie gewillt, dieses zu retten. Doch dazu benötigt sie Unterstützung – wird sie die Einstädter überzeugen können, ihr zu helfen?
Als Leserin wurde ich auf den ersten Seiten ohne große Erklärungen gleich mitten ins Geschehen hineingeworfen und begleitete Aria, Marion und die Kinder bei ihrem Weg aus der Klinik ans Meer. Schnell merkte ich, dass ich mich in einem dystopischen Szenario wiederfand, wobei nicht genau erklärt wird, was eigentlich geschehen ist. Die Welt scheint am Abgrund zu stehen und Aria ist fest entschlossen, die Kinder und später auch das Pferd zu retten und zu beschützen, solange es geht.
Im Interview hat die Autorin berichtet, sich an Bildern entlangzuschreiben, die sie vor sich sieht. Diese Herangehensweise ist beim Lesen des Romans zu spüren. Sie schafft mit ihren Worten kraftvolle und lebendige Szenen, die im Kopf bleiben. Zwischen diesen gibt es unterschiedlich große Zeitsprünge, der Fokus liegt mehr darauf, einzelne starke Momente einzufangen als den Leser durch den Fluss an Ereignissen zu führen. Mich hat Stefanie vor Schulte mit dieser Erzählweise sehr gut abholen können.
Aria ist eine Person, die über viel mentale Stärke und einen unbeugsamen Willen verfügt. Was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hat möchte sie auch erreichen. Sie hat die Kinder ans Meer gebracht, und nun möchte sie auch das Pferd retten, obwohl wenn sie dafür viel Unverständnis erntet. Kurze Rückblicke geben einen Einblick in prägende Momente ihrer Jugend und machen noch verständlicher, warum sie gewisse Entscheidungen trifft. Auch die weiteren Frauenfiguren im Buch sind interessant und anpackend und nicht bereit, sich dem Willen der Männer zu beugen. Ich habe sie gerne auf einer Suche nach einem Platz in der untergehenden Welt begleitet. Mir hat dieser aufs Wesentliche beschränkte Roman, der bewusst nicht alles erklärt, sondern einzelne starke Bilder schafft, die nachhallen, sehr gut gefallen.
Stefanie vor Schultes Erstling "Junge mit schwarzem Hahn" hat mich vor einigen Jahren restlos begeistert. Auch auch diesmal gelingt der Autorin ein ungewöhnliches Setting. In einer dem Untergang geweihten Welt in der Eltern ihre Kinder vergessen und Haustiere ihre Menschen attackieren bringt Pflegerin Aria und ihre Kollegin 15 Kinder in Sicherheit. Zumindest scheint es so. Ich hab ein echtes Faible für Endzeitgeschichten, die Atmosphäre ist durchgängig finster und ich liebe die starken Frauenfiguren. Vieles ist trotzdem vage geblieben, da hätte ich mir noch mehr Nähe und Einbindung gewünscht aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Vor Schulte bleibt eine sichere Bank wenn es um Geschichten geht die anders sind.
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