Der hohe Norden Islands um die Jahrhundertwende. Dort setzt Jón Magnússon Ósmann mit seiner Seilfähre Menschen, Tiere und Waren über die Gewässer des Skagafjords. Er ist ein Fischer und Robbenjäger, er sieht Geister und Elfen, er ist ein Menschenfreund, der Bedürftige verpflegt und beherbergt, und er ist ein gottesfürchtiger Trinker und Poet. Überlebensgroß, kräftig, gesellig und dabei versehrt vom eigenen Schicksal, sodass ihn die Fluten zu locken beginnen, die er über vierzig Jahre lang befahren hat. Eine lebenspralle und beinahe unglaubliche Geschichte nach einem wahren Leben.
Jón Magnússon ist Färmann und wird von allen Ósmann genannt. Er ist ein Bär von einem Mann, rau wie das Klima in Island, doch auch herzlich und ein Poet. Er schreibt Gedichte, die sich durch diesen Roman hindurchziehen. In seiner kleinen Hütte ist jeder immer willkommen. So begleiten wir Ósmann durch mehrere Jahrzehnte, nicht immer chronologisch.
Ich hatte am Anfang so meine Schwierigkeiten mit der besonderen Schreibweise, nach ein paar Seiten war ich dann aber voll dabei. Rau, manchmal düster wird uns langsam die Geschichte erzählt. Ósmann hat viel erlebt, die Jahre und die Erfahrungen haben ihn geformt. Erzählt wird aus der Sicht eines Freundes in der Zeit zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts. Das raue Leben und die faszinierende Landschaft wurden wunderbar bildgewaltig beschrieben. Als Leser hat man das Gefühl, man ist mittendrin.
Ein Roman, den man langsam und in Ruhe lesen sollte. Eine Geschichte, die im Kopf bleibt.
Im Diogenes Verlag erscheint der Roman Ósmann von Joachim B. Schmidt.
Im hohen Norden Islands bringt Jón Magnússon als Fährmann mit einer Seilwinde Mensch und Vieh über den Ós, die Flussmündung im Skagafjord. Er wird liebevoll Ósmann genannt, ein Hühne von Mann, kraftstrotzend und gesellig, ein Menschenfreund und Robbenjäger, Trinker und Poet. Seine Fährhütte dient vielen Menschen als Schutz vor Wetterkapriolen, sie wird zur Herberge, denn Ósmann ist gastfreundlich und teilt warme Speisen und Getränke. Das macht ihn zu einem beliebten Zeitgenossen, auf den man bauen kann. Dabei hat sich das Schicksal gegen ihn verschworen, im Land der Geister und Elfen war zu dieser Zeit die Kindersterblichkeitsrate hoch.
In dieser ergreifenden Geschichte erzählt Joachim B. Schmidt vom Leben des 1914 verstorbenen isländischen Fährmanns Jón Magnússon Ósmann und lässt uns eintauchen in die isländische Landschaft und in die Seele der Menschen.
Obwohl das Buch nicht chronologisch aufgebaut ist, gelingt die zeitliche Einbindung durch die vorangestellten Angaben der einzelnen Kapitel. Neben der Jahreszahl, den teilweise extremen Wetterbedingungen und und dem jeweiligen Alter Ósmanns enthalten sie auch Informationen zu Ernte, Krankheiten und Lämmersterben. Damit bekommt man einen Gesamteindruck unter welch schwierigen Bedingungen die Menschen im isländischen Norden ihr Leben fristen mussten.
Ende des 19. Jahrhunderts zog es viele Isländer nach Amerika und Kanada, die langen, extremen Winter, Nahrungsmittelknappheit und die hohe Sterblichkeitsrate ließen ihnen oft keine andere Wahl.
In dieser Zeit dient Ósmann fünf Jahrzehnte als Fährmann, pflichtbewusst, zu jeder Tages- oder Nachtzeit einsatzbereit, seine einzigen Freuden sind die Robbenjagd, gesellige, branntweinseelige Treffen mit Freunden und seine Familie. Er ist ein sympathischer Kerl, teilt seine Nahrung und hilft, wo er kann. Er spricht nicht viel, doch erzählt gerne Geschichte und seine etwas mystischen, unheilvoll klingenden Gedichte zeigen, dass er ein Poet ist.
"Es lockt die Grabesstille,
um Fried und Ruh bemüht.
Der letzte Funken Lebenswille,
in den Ós fällt und verglüht. "
Zitat Seite 215
Die hervorragende Erzählweise Joachim B. Schmidts enthält bildhafte Schilderungen, zeigt allgegenwärtigen Aberglauben, düstere Witterungsbedinungen und lässt tief in die Seele seines Protagonisten Ósmann blicken. Dieses großartige Buch hatte auf mich eine Sogwirkung und zog mich in den Bann dieses Fährmanns, zeigte mir die karge Landschaft der isländischen Einöde und erzählte aus einer vergangenen Zeit, die den Menschen viel abverlangte. Interessant sind auch die Einschübe über den Besuch des dänischen Königs und die Tradition des Ringkampf, ein Erbe der Wikinger.
Dieser einzigartig, berührender Roman macht das selbstbestimmte Leben des Fährmanns sichtbar. Mein Buchhighlight im April!
Ein ergreifender, wunderbar erzählter Roman mit einer tollen Hauptfigur und isländischem Flair.
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