Ausgezeichnet als »Lieblingsbuch der Unabhängigen« 2020!
Eine zeitlose und geradezu zärtliche Geschichte über die Bedeutung und Kraft menschlicher Beziehungen
Der junge Robert weiß schon früh, dass er wie alle Männer seiner Familie Bergarbeiter sein wird. Dabei ist ihm Enge ein Graus. Er liebt Natur und Bewegung, sehnt sich nach der Weite des Meeres. Daher beschließt er kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, sich zum Ort seiner Sehnsucht, der offenen See, aufzumachen. Fast am Ziel angekommen, lernt er eine ältere Frau kennen, die ihn auf eine Tasse Tee in ihr leicht heruntergekommenes Cottage einlädt. Eine Frau wie Dulcie hat er noch nie getroffen: unverheiratet, allein lebend, unkonventionell, mit sehr klaren und für ihn unerhörten Ansichten zu Ehe, Familie und Religion. Aus dem Nachmittag wird ein längerer Aufenthalt, und Robert lernt eine ihm vollkommen unbekannte Welt kennen. In den Gesprächen mit Dulcie wandelt sich sein von den Eltern geprägter Blick auf das Leben. Als Dank für ihre Großzügigkeit bietet er ihr seine Hilfe rund um das Cottage an. Doch als er eine wild wuchernde Hecke stutzen will, um den Blick auf das Meer freizulegen, verbietet sie das barsch. Ebenso ablehnend reagiert sie auf ein Manuskript mit Gedichten, das Robert findet. Gedichte, die Dulcie gewidmet sind, die sie aber auf keinen Fall lesen will.
»Ein intensiver und bewegender Roman, der an J. L. Carrs ›Ein Monat auf dem Land‹ denken lässt.« The Guardian
Offene See beschriebt das Erwachsen-Werden und Zu-Sich-Selbst finden eines jungen Mannes.
Plötzlich auf sich allein gestellt, setzt er sich das erste mal mit der Schönheit der Natur auseinander, als er mit nur dem Wichtigsten im Gepäck planlos seine Wanderung beginnt - nicht wissend, dass das Ziel seiner Reise ein Schritt in Richtung des Erwachsenwerdes sein wird. Dabei lernt er nicht nur sich selbst besser kennen, er taucht ein in das Schicksal einer seltsam spendablen Frau. Er lernt Sexualität, die Dichtkunst, den Geschmack von Brennessel-Tee und Hummer, das Autofahren, die Liebe und den Verlust kennen und hilft seiner neu gewonnen Freundin beim Lösen eines seit Jahren ungelösten Rätsels.
Nicht nur eine wahre Freundin, auch eine Zukunft, auf die er sich freut, hat der junge Mann gewonnen, als er sich schließlich wieder auf den Heimweg macht.
Er lernt für sein Leben
Bewertung am 17.08.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
GELESEN: Benjamin Myers „Offene See“
Erschienen 2021 bei Dumont
265 Seiten
Ein absolut brillanter Schreibstil zeichnet diese Geschichte um den 16 Jahre alten Robert Appleyard aus, der im Jahr 1946, minimalistisch bepackt, auf dem Weg zum Meer durch seine englische Heimat marschiert und dabei zum ersten Mal die Schönheit der Natur erkennt.
Auf seiner Wanderschaft fliegen seine Gedanken anfänglich immer wieder zurück zu seinem Heimatdorf. Er denkt an die Eltern und an die Kohlegrube, die den Bewohnern Arbeit und Brot verschafft. Robert hofft, niemals „einfahren“ zu müssen. Er wünscht sich ein anderes Leben.
Durch einen glücklichen Umstand kommt er an einem Cottage vorbei. Dort lebt Dulcie Pipers mit ihrem Schäferhund Butler. Robert folgt ihrer Einladung zum Tee. Aus einer Teestunde werden Wochen, die er dort in der Abgeschiedenheit verbringt. Was Dulcie zu sagen hat, beeindruckt den jungen Mann.
Mit ihren Erzählungen aus einem längst hinter ihr liegenden Leben kann die gebildete Frau ihm eine Welt eröffnen, die er zu Hause so nie kennengelernt hätte. Dulcie lebt im Einklang mit der Natur. Ihr einziger Kontakt ist Barton, der ihr zweimal in der Woche in ihren Wassertrog legt, was er von seinen Fängen entbehren kann. Daraus zaubert sie Gaumenfreuden. Robert macht sich nützlich. Er bringt den verwilderten Garten in Ordnung, ebenso wie das völlig heruntergekommene Gartenhaus, welches einst als Unterkunft Romy Landau für ihr schriftstellerisches Schaffen diente. Über sie, die Welt und das Leben, welches man auch anders führen kann, als es erwartet wird, philosophiert Dulcie bei Wein, einer Zigarre und köstlichen Speisen allabendlich. Roberts Horizont erweitert sich zusehends. Sein Aufenthalt wird zu einer Lehrzeit für sein Leben. Was er in seinem Kopf mitnimmt, wird er niemals mehr vergessen.
Nicht nur Benjamin Myers darf man hier loben, sondern auch die Übersetzer Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Wer sich einige Stunden von einer wirklich guten Lektüre verzaubern lassen möchte, ist mit diesem Buch bestens bedient. Die poetischen Beschreibungen werden stellenweise noch mit Lyrik untermalt. Mit allen Sinnen darf man diesen Roman von der ersten bis zur letzten Seite genießen.
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Wir begleiten einen jungen Mann, der seiner vorherbestimmten Zukunft noch eine Weile entfliehen möchte. Er beginnt eine Wanderreise und verlässt vorerst sein Elternhaus. Sein Ziel ist ungewiss. Er wählt die Richtung nach seinem Gefühl aus. Es ist also reiner Zufall, dass er auf das Grundstück von Dulcie und ihren Hund Butler stößt. Dulcie ist eine äußerst freundliche und sehr gebildete Frau. Sie lädt den jungen Reisenden zum Essen ein. Doch bei einer Einladung wird es wohl nicht bleiben.
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Der junge 16jährige Robert flieht kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs aus dem Norden Englands vor einer tristen Zukunft im Bergbau in den Süden des Landes ans Meer. Hier begegnet er einer älteren Frau, die alleine in einem Cottage lebt. Dulcie ist exzentrisch, schöngeistig, lebenslustig, aber gleichzeitig umgibt sie auch etwas Schwermütiges oder gar Tragisches. Was ist ihr Geheimnis? Robert verbringt den Sommer mit Dulcie und legt damit unbewusst den Grundstein für sein weiteres Leben, dass anders verlaufen wird, als er je geahnt hat. Die intensive und detailreiche, teilweise sogar poetische Beschreibungen der Natur und deren Wandel im Laufe des Sommers erzeugen eine besondere Atmosphäre und begleitet gekonnt die Entwicklung eines schüchternen Jungen zum Erwachsenwerden. Wunderschöne Erzählung!