Wieso glauben Sie, dass Sie recht haben?
Wir sind alle ein bisschen verrückt. Nicht nur die Menschen, die psychisch krank sind, sondern wir alle sind irrational. Der Neurologe, Psychiater und Hirnforscher Philipp Sterzer erklärt, warum das so ist und welche Schlüsse wir daraus ziehen können. Ein neuer Blick auf subjektives Erleben, soziales Bewusstsein und die Wahrnehmung der Welt.
Worauf unsere Überzeugungen basieren und was uns das Wissen darüber hilft
Tobias Krieg am 18.09.2022
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
In "Die Illusion der Vernunft" geht der Psychiater und Neurowissenschaftler Philipp Sterzer den Fragen nach, inwieweit unsere Überzeugungen rational begründet sind und welche Kriterien im Allgemeinen bei der Konstruktion unseres Bildes von der Welt eine Rolle spielen. Bei seiner Argumentation greift er dabei auf Theorien und Hypothesen aus einer Reihe von Forschungsgebieten zurück.
Im ersten Teil des Buches geht es primär um eine evolutionspsychologische Sicht auf das Thema. Unser Gehirn ist wie alles in der Natur ein Produkt evolutionärer Prozesse und basiert somit in seiner Entwicklung auf den Kriterien der Maximierung von Überlebens- und Reproduktionschancen. Neben einer möglichst "realitätsnahen" Darstellung sind zu diesem Zweck auch weitere Faktoren für unser Bild der Welt von entscheidender Bedeutung. Hierzu zählen beispielsweise die Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe, die Geschwindigkeit der Wahrnehmung oder auch die Kosten bei Fehlern (z.B. bei Gefahr).
In Teil zwei stellt der Autor das neurowissenschaftliche Modell des "Predictive Processing" in den Vordergrund. Dieses geht davon aus, dass das Gehirn ein inneres Bild der Außenwelt erschafft und dabei ständig interne Vorhersagen mit den einkommenden Daten aus unseren Sinnen abgleicht. Wahrnehmung ist somit ein aktiver und konstruktiver Prozess. Vorhersagen und Sinnesdaten stehen in einem mehr oder weniger labilen Gleichgewicht und Störungen dieses Systems bilden eine mögliche Erklärung für psychiatrische Störungen wie Schizophrenie und deren Symptome.
Die Darstellungen des Autors zeigen klar, dass zwischen "normal" und "verrückt" nur graduelle und keine grunsätzlichen Unterschiede bestehen. Viele unserer Überzeugungen sind nicht rational, aber dennoch hilfreich. Sie sind Hypothesen, die sich jederzeit in der Zukunft als falsch herausstellen können und wenn wir uns dies klarmachen, können wir mit mehr Toleranz auf die uns manchmal als "verrückt" erscheinenden Ideen von anderen blicken.
Philipp Sterzer schreibt in einem aus meiner Sicht sehr angenehmen Stil. Als interessierter Laie empfand ich seine Darstellungen als gut verständlich. Tiefere Kenntnisse von Neuroanatomie sind nicht erforderlich und Fachbegriffe werden immer auch direkt erläutert. Seine Thesen wirken stimmig und fundiert und werden - so wie es auch sein sollte - durch zahlreiche Verweise auf Studien, Experimente und Fachliteratur gestützt. Sehr gut gefallen haben mir auch seine empathischen Worte zu sozialen Stigmata und aktuellen gesellschaftlichen Diskursen.
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Der Neurowissenschaftler und Psychiater Philipp Sterzer erklärt in diesem Buch die Entstehung von Überzeugungen und wie unser Gehirn dabei funktioniert. Dass normal und wahnhaft garnicht so weit auseinander liegen wie man es sich vorstellt und vielleicht auch wünschen würde, ist ein weiterer Erkenntnisgewinn dieser Lektüre. Ein Buch, das die Polarisierung in Debatten bremsen könnte, wenn es denn viele Leser findet.
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Dieses Buch bringt jede/n Leser:in zum Nachdenken. Der Berlin Neurologe Philipp Sterzer beschreibt mit vielen Beispielen, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen verschiedener Menschen sein können. Und was bedeutet es für unser tägliches Leben, wenn wir ‚Vernunft‘ nicht eindeutig definieren können? Wann sprechen wir von einer vernünftigen Handlung und wann nicht? Dieses Buch ist voller Wissen und trotzdem verständlich geschrieben. Und schon während des Lesens (aber vor allem danach :-) beginnt das Gehirn, die vielen Informationen staunend zu verarbeiten. Lassen Sie sich auf das Leseabenteuer ein und gewinnen Sie neue, spannende Sichtweisen auf ihr tägliches Leben.