Eigentlich sollte sich Kommissar Matthai, der auf der Höhe seiner Karriere angelangt ist, zum Flug nach Jordanien fertigmachen, um dort ein ehrenvolles Amt zu übernehmen. Da erreicht ihn ein Anruf aus Mägendorf, einem kleinen Ort bei Zürich. Ein ihm unbekannter Hausierer teilt ihm mit, er habe im Wald die Leiche eines grausam verstümmelten Mädchens gefunden. Obwohl Matthais Abflug kurz bevor steht, fährt er nach Mägendorf und verspricht den Eltern des Kindes nicht zu rasten, bis er den Täter entlarvt hat.
Ich habe vor einigen Jahren die Verfilmung von Sean Penn mit Jack Nicholson gesehen, sehr guter Film (nicht so naiv wie die anderen von Penn) bzw nach dem Film recherchiert und herausgefunden, dass es die Verfilmung eines Dürrenmatt - Romans war. Zwischenzeitig sehr viele Schweizer gelesen, nun endlich mit genug Abstand zum Film Dürrenmatt.
Ich finde es generell schwer, Literatur aus anderen Zeiten zu lesen, es sei denn man denkt diese Zeit (und das Land) mit, dann hat es Mehrwert. Schweiz in den späten 50s ;)
Wie bei Frisch hatte ich das klare Gefühl, sogar aktuell in einer deutlich besseren Zeit zu leben, bzw auch, dass vieles, was man heute beklagt, vor sehr langer Zeit offenbar genauso war.
Die Geschichte ist gut konstruiert, sehr sachlich und nüchtern geschildert. Das soll wohl auch so sein, ich wurde das Gefühl aber nicht los, dass Dürrenmatt eben so ist und gar nicht anders kann. Intellektuell, intelligent, nüchtern. Die ganze Geschichte ist auch deswegen bedrückend, da alles immer so weitergeht und es keinen stört (ausser den Ex Polizisten, der den Verstand verliert obwohl er recht hat). Eine homogene, angepasste Gesellschaft ohne einen Funken Ambition oder Zivilcourage, das war das gespenstische Setting in dem die Geschichte stattfand. Ein Unschuldiger wird letztlich kritiklos zum Täter gestempelt (und bringt sich um, was auch niemanden wirklich stört), ein Polizist quittiert seinen Dienst und ermittelt weiter, als würde sein eigenes Leben daran hängen. Selbst die, die nach und nach meinen, er hätte recht damit, dass der Täter noch nicht gefunden, sondern ein weiteres Opfer suchen wird, lässt alles kalt, die Frage nach dem Täter, mögliche weitere Opfer. Wer sich auf die Gedankengänge des nun privaten Ermittlers einlässt, vergisst diese wieder, kaum dass er bei der Türe raus ist. Frauen haben generell eine untergeordnete Rolle, gerade einmal gibt es die Haushaltshilfe des Ex-Polizisten, aber das auch nur, weil ihre Tochter ohne ihr Wissen als Lockvogel herhalten muss. Alle sind im Grunde nur bestrebt, ihre eigene kleine Welt zusammenzuhalten und sich keinen Millimeter mit irgendetwas auseinanderzusetzen, vielmehr "stört" es, wenn es jemand tut.
Ich denke, das Buch hat auch sehr viel mit dem zu tun, was Philosophen dieser Zeit kritisiert hatten, was dann ja auch zur Erfindung des Kriminalromans geführt hat, als Ort, an dem man denken darf und soll (und andere Ergebnisse finden wird als die, die einem/r ursprünglich als Lösung präsentiert wurden). Finde es in Summe sehr akademisch, intelligent, auf der "richtigen" Seite, aber auch ziemlich nüchtern, kühl.
Dies ist das erste Buch von Friedrich Dürrenmatt, welches ich quasi gezwungener Maßen (von der Schule aus) gelesen habe. Und meine Erwartungen wurden übertroffen. Es wird eine totes Mädchen gefunden und der Kommissar Matthäi gibt den Eltern des getöteten Mädchen das Versprechen den Mörder zu finden. Als dieser Fall rein kommt, steht Matthäi kurz vor seiner Pension und er übernimmt ihn dennoch, schon alleine um das Versprechen an die Eltern einzulösen. Auf der Suche nach den täte, verliert er so langsam seinen Verstand. Er geht nämlich soweit, dass er eine Tankstelle kauft, wo in der unmittelbaren Nähe eine Frau mit ihrer Tochter wohnt, die dem Äußeren des getöteten Mädchen ähnelt. Dieses benutzt er als Lockvogel für den Täter. Ob das gut geht, und dem Mädchen auch was passiert, muss man selber raus finden. Ich kann nur sagen, dass Matthäi am Ende nicht sicher sein kann, ob er den Mörder gefunden hat oder nicht, aber warum........?
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