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Brutale Bilder
peedee am 07.04.2019
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Nyström und Forss, Band 2: Am Seeufer wird ein toter Mann gefunden, der von unzähligen Pfeilen durchbohrt wurde. Unweit von ihm liegt ein toter Hund, ebenfalls von Pfeilen durchbohrt. Kommissarin Ingrid Nyström nimmt mit ihrem Team die Ermittlungen auf. Sie stossen bald auf Darstellungen von frühchristlichen Märtyrern. Dann tauchen an den Wänden des Doms und einer Bank seltsame Zeichen in Sternform auf – stehen diese Symbole in Zusammenhang mit dem ersten gefunden Toten? Und schon wird ein weiterer Leichenfund gemeldet. Stina Forss fliegt für Ermittlungen sogar nach Berlin, in ihr altes Revier…
Erster Eindruck: Ein für mich typisches Bild für Schweden, mit den roten Häuschen und dem Gewässer im Hintergrund. Im oberen Bereich sieht man einen Käfer (o.ä.) – gefällt mir.
Dies ist der zweite Band der Reihe; er lässt sich ohne Kenntnis des Vorgängerbandes lesen. Wie aus Band 1 gewohnt, ändert der Blickwinkel der einzelnen Kapitel immer wieder: Mal ist es aus Sicht der Chefin, dann aus Sicht von Forss, anderen Kollegen oder von noch unbekannten Personen – es ist dadurch sehr lebhaft, aber auch komplex.
Der Prolog war schon äusserst nervenaufreibend, dabei hat alles so entspannt mit einem ausgiebigen Spaziergang begonnen… Die Ermittlungen ergeben später, dass es hier nicht „nur“ die Pfeilverletzungen gab, sondern es zu einer massiven Übertötung gekommen ist. Ich habe das Wort „Übertötung“ vorher noch nie bewusst wahrgenommen, doch das bedeutet, dass es noch weitere brutale Verletzungen (wie z.B. zig Knochenbrüche) gab – grausam!
Ingrid Nyström hat mir schon im Vorgängerband gefallen. Sie ist eine taffe Frau, die sich – obwohl sie noch nicht lange den Chefposten innehat – gut schlägt. Mit ihrem direkten Vorgesetzten, Erik Edman – auch „Halbvier-Erik“ genannt, da er jeweils um diese Zeit zum Golfplatz verschwindet – hat sie es nicht leicht. Aber das hätte niemand. Doch dieses Mal belastet sie noch etwas ganz anderes – sie hat persönliche Probleme, denen sie sich noch nicht zu stellen wagt. Stina Forss ist mir leider immer noch suspekt; Sympathiepunkte konnte sie seit dem ersten Band noch keine bei mir sammeln. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Stina müsste sich ebenfalls dringend ihren privaten Problemen stellen, stattdessen verdrängt sie diese durch Alkohol und mehr.
Kollege Knutsson hat es nicht so mit dem Englischen, aber trotzdem schmeisst er mal gerne diverse Ausdrücke in die Runde, wie z.B. den „Messing-Klink“, anstelle des „Missing link“ – herrlich!
Es ist sehr gut beschrieben, wie dieser Fall auch den Polizisten, die bereits jahrelang in diesem Job sind und in puncto Verbrechen schon einiges erlebt haben, zu schaffen macht.
Fazit: Ein komplexer Krimi, bei dem die Spannung bis zuletzt aufrechterhalten werden konnte. Auf die zuweilen brutalen Bilder, die vor meinem inneren Auge entstanden, hätte ich verzichten können (aber es spricht natürlich für das Können der beiden Autoren). Von mir gibt es 5 Sterne. Nun steht mir aber lesetechnisch der Sinn nach etwas Leichterem…
Märtyrertod oder Rachehinrichtung
Uli Geißler aus Fürth am 06.04.2014
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Nach dem ersten Thriller des Autorenpaares geht es spannend weiter, denn ein von Pfeilen durchbohrter nackt an einen Baum gebundener Lehrer wird gefunden. Schnell ergeben sich Vermutungen, es müsse sich wohl um eine Hinrichtung handeln. Die engagierte und kämpferische Stina Forss aus Deutschland findet Hinweise auf eine eventuell religiös motivierte Tat, denn die Todessymbolik verweist auf Darstellungen eines frühchristlichen Märtyrers. Die Vermutung bestärkende Wandschmierereien sowie ein weiterer Mord folgen.
Ziemlich packend wird man in die Mordsgeschichte zweier, wie sich herausstellt offensichtlich in Verbindung mit der damaligen Stasi der DDR stehenden Ermordeten hineingesogen und erreicht immer tiefere Schichten charakterlicher Eigenschaften der Protagonistinnen, denn neben den privaten Seiten und Gedanken der Deutschschwedin Forss bekommt man auch die beklemmenden Sorgen der von einer möglichen Krebserkrankung bedrohten Chefin Ingrid Nyström aus Växjö mit.
Sieht man mal vom etwas sich hinziehenden Mittelteil der Geschichte ab, blickt man doch immer tiefer in die Vergangenheit der möglichen Täterinnen oder Täter, versucht, den Prolog zu deuten und mit den aktuellen Geschehnissen zu verginden. Dann erfährt man von gut recherchierten geradezu unglaublichen politischen und kriminellen Vorgängen vergangener Tage im von Terror geprägten Deutschen Herbst und den Jahren danach bis hin in die Jahre nach der Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands. Doch so, wie langsam die Zusammenhänge erklärlich werden und man sich auf dem richtigen Weg wähnt, so plötzlich und unaufgeklärt trifft einen das offen bleibende Ende.
Es fehlt dem an sich fesselnden (Polit)Thriller ein letzter aufklärender Hinweis, welcher zu einem akzeptierbaren Abschluss führt. So bleibt es der eigenen Phantasie überlassen, was vorher in ausgezeichneter Weise konstruiert und aufgebaut wurde, nun für sich selbst aufzulösen. Dafür ein Stern Abzug.
(c) 4/2014, Redaktionsbüro Geißler, Uli Geißler, Freier Journalist, Fürth/Bay.