Die Polizei zieht Privatermittlerin Holly Gibney zurate. Ein anonymes Schreiben hat eine Mordserie angekündigt. Das erste Opfer ist eine unbescholtene Frau, in der Hand hält sie einen Zettel. Der Name darauf verweist auf eine Geschworene, die an der Verurteilung eines Unschuldigen beteiligt war, der im Gefängnis erstochen wurde. Der verrückte Täter tötet als „Sühneakt“ wahllos Ersatzopfer anstelle der Geschworenen? „Die Schuldigen am Tod des Unschuldigen sollen leiden“, hieß es. Das Morden geht weiter. Während Holly fiebrig das Puzzle zusammensetzt, hat sie auch alle Hände voll damit zu tun, Anschläge auf eine Feministin abzuwehren, der sie als Personenschützerin dient. Wie zielgerichtet strebt alles auf eine einzige große Katastrophe zu.
️ Meine Meinung ️️
Das war mal wieder ein richtiger schöner, politischer und spannender King-Schmöker. Mir hat er gut gefallen, auch wenn der Autor im Nachwort sagt, das er selbst nicht ganz zufrieden mit seiner Geschichte wäre. Wie man es von King kennt, liebt er es ausschweifend zu erzählen, das muss man mögen. Zudem hat er zugelassen, daß sich Holly extrem weiterentwickelt und sich ihr Aufgabenbereich erweitert hat. Neben ihren Privatermittlungen ist sie nun einmalig als Bodyguard tätig. Das sich ihre Tätigkeit aber so entwickelt, damit konnte ja niemand rechnen. Auch in "Kein zurück" befasst sich der Autor mit brisanten Themen, diesmal mit einer sektenähnlichen Kirchengemeinde und Abtreibungsgegnern, worüber jeder seine eigene Meinung hat, die aber nicht in gewalttätigen Auseinandersetzungen oder mit dem Tod einer Person enden muss. Doch die vielen Perspektivwechsel zum Ende hin, hat sich das explosive Finale dann etwas in die Länge gezogen, aber trotz allem wurde ich gut unterhalten.
Spoilerfreie Rezension: Stephen King - "Kein Zurück"
Christian T. Richter aus Vetschau/Spreewald am 09.06.2025
Bewertungsnummer: 2511519
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
1. Gesellschaftliche Zerrissenheit
King beschreibt anschaulich, wie gespalten die amerikanische Gesellschaft aktuell ist – zwischen religiösem Fanatismus, Trumpismus, Anti-Abtreibungsbewegung und feministischer Gegenwehr. Auch die verheerende Opioidkrise, die Millionen Menschen in Abhängigkeit gestürzt und zahllose Familien zerstört hat, steht sinnbildlich für den Zerfall gesellschaftlicher Strukturen und die Vernachlässigung durch politische Institutionen. "Kein Zurück" wird dieser aufgeheizten Stimmung absolut gerecht und behandelt diese Entwicklungen auf emotionale und tiefgängige Weise.
2. Sista Bessie & Barbara Robinson
Die Verbindung dieser Frauen aus zwei Generationen und ihr künstlerisches Wirken haben mich wirklich berührt. Ihr Stolz auf die afroamerikanische Kultur, ihre menschliche Wärme und Kreativität sind für mich das Herzstück des Romans.
3. Holly Gibney
Holly entwickelt sich in Kings Werk von einer ängstlichen, unterdrückten Frau zu einer selbstbewussten und mutigen Privatdetektivin. Ihre neurodivergenten Eigenschaften, wie Zwangsstörungen und soziale Unsicherheit, werden zu Stärken, die sie bei Ermittlungen besonders scharfsinnig machen. Trotz wachsender Stärke bleibt sie verletzlich, mitfühlend und ethisch, was sie in einer düsteren Welt herausragen lässt. Ihre komplexe Persönlichkeit und emotionalen Tiefen machen sie besonders glaubwürdig und ansprechend. King selbst schätzt Holly sehr und entwickelte sie von einer Nebenfigur zur zentralen Heldin weiter. In ihren Geschichten verkörpert sie einen moralischen Anker und kämpft unbeirrt für Gerechtigkeit.
4. Figuren & Tempo
Es gibt viele Charaktere und Handlungsstränge, aber jede Figur ist auf ihre Art interessant und vielschichtig. Die Dialoge sind bis auf wenige Ausnahmen authentisch und oft humorvoll, was der Geschichte eine angenehme Leichtigkeit verleiht. Das Buch lässt sich viel Zeit und wird wie ein Plätzchenteig ausgerollt, um diesen Stück für Stück mit verschiedenen Förmchen auszustechen. Man merkt: King hat hier nicht einfach drauflosgeschrieben – diese Handlung ist detailliert durchdacht und konzipiert wie ein Agatha-Christie-Krimi. Das Buch beginnt auf leisen Sohlen und entwickelt sich im späteren Verlauf zu einem echten Page-Turner.
5. Politik & Corona
Ja, es gibt wieder diese typischen King-Passagen mit politischen Statements und Corona-Kommentaren – manchmal etwas zu viel, aber hey: Lieber ein Autor mit Meinung als einer ohne Rückgrat. Man muss nicht allem zustimmen, um es als starkes Werk schätzen zu können.
6. Für wen ist das was?
Auch wer mit dem Holly-Gibney-Zyklus bzw. der Mr.-Mercedes-Trilogie nicht vertraut ist: "Kein Zurück" lohnt sich trotzdem und steht für sich allein, aber um die Figurenentwicklung voll ausschöpfen zu können, ist es empfehlenswert, auch die vorherigen Romane zu lesen. Wer "Billy Summers", "Der Outsider", "Doctor Sleep" und/oder "Das schwarze Haus" von Stephen King mochte, wird "Kein Zurück" lieben.
7. Fazit
Ein eindrücklicher Gesellschaftsroman mit Thriller-Qualitäten. Aktuell, relevant, berührend – und aufgrund der beunruhigenden, gesellschaftlichen Entwicklungen in Europa näher an unserer Realität, als man vielleicht denkt.
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