Das meinen unsere Kund*innen
Wundervoller Geisterauftakt
Bewertung aus Bautzen am 20.06.2016
Bewertet: Hörbuch-Download
Vorerst anzumerken ist, dass ich die ganze Geschichte als Hörbuch gehört habe, wozu ich später noch etwas sagen werde.
Zum Buch
Es war sehr leicht in diese interessante Welt einzutauchen, denn schon auf Anhieb an gefiel mir das Buch.
Natürlich gibt es viele Bücher, in denen Geister eine große Rolle oder sogar Hauptrolle spielen, aber in diesem Buch sind die äußerst breitgefächert und nicht nur in ihre Stärke, sondern auch den Typ unterteil, was in Glossar noch einmal hilfreich zur Erklärung nachzulesen ist, aber durch den schönen Schreibstil lässt es sich auch ohne sehr gut vorstellen. Nicht nur diese Einteilungen machen die Welt interessant, sondern auch wer sie bekämpft beziehungsweise vor ihnen beschützt.
Denn das sind keine Erwachsenen, sondern hier spielen Kinder die Geisterjäger mit verschiedensten Fähigkeiten der Sinne. Dem Hören, Sehen und Fühlen. Anfangs war es ein bisschen befremdlich, denn als man in die Geschichte mit dem spannenden und vor allem lustigen Schreibstil gelangt, lernt man Kinder kennen, die in der Nacht den Geistern auf die Spur gehen - ohne Erwachsene, alleine, mit Degen und anderen für Geister scharfen Geschützen.
Die Geschichte wird aus der Sicht eines Mädchens namens Lucy erzählt, welche neu zu der Agentur gegen Geister "Lockwood & Co.", welche äußerst klein ist, recht unbekannt und nur zwei weitere Mitglieder hat, gehört. Sie ist mir ein äußerst sympathischer Charakter mit so viel Witz wie die anderen beiden Jungen, Anthony/Lockwood und George, haben. Es stellen sich keine Fragen zu ihr auf, auch nicht am Anfang, welcher nämlich etwas anders ist. Anstatt mit einer Vergangenheit, auf die die Gegenwart folgt, beginnt das Buch mit einem für die Agentur entscheidenden Ereignis, von welchem aus sich die Story verzweigt. Wie gesagt, verwirrt einen nichts, denn der Schreibstil schafft eine schöne Atmosphäre, in welcher man das Gegebene eben akzeptiert, bis es näher und auch logisch erklärt wird. Natürlich denkt man auch schon vorher darüber nach.
Alle anderen Charaktere gefielen mir auch sehr, wobei ich mir vielleicht eine genauere Alterseinschätzung gewünscht hätte, denn zu Beginn war Lockwood für mich nur ein kleiner Knirps, bis er zu einem richtigen Jungen wurde. Man spürte bei allen Personen eine gewisse Tiefe, so klein sie teils auch sein mochten.
Es erfolgt eine spannende Entwicklung in der Geschichte und zum Ende hin gab es derart viele, für mich unerwartete Wendungen, dass ich nur wissen wollte, wie es weiter geht. Es ist wahrlich so schön eine solche Geschichte zu lesen/hören, die auch Einklang von einer Detektivgeschichte besitzt mit viel Humor, einer gleichzeitig düsteren Stimmung und Überraschungen. Man merkte nur vielleicht, dass das Buch für Jüngere ist, denn in ernsten und gruseligen Situationen gab es zwar Blut und dergleichen, aber dennoch eine Auflockerung.
Und dann das Ende... Ich muss weiterlesen, wobei ich wohl auf das Hören hierbei übersteige.
Zum Hörbuch
Anfangs musste ich mich erst einmal an die Stimme der Sprecherin gewöhnen und dachte schon, es würde nie werden, aber schließlich fand ich sie sehr passend. Sie gibt einzelnen Personen einen gewissen Klang, sodass es nicht schwer fällt, einzelne Charaktere wieder zu erkennen. Man merkt gar nicht, wie Kapitel um Kapitel vergeht. Nur empfand ich die Nachahmung eines alten Mannes etwas seltsam, womit man sich hingegen ebenfalls anfreundete. Die Sprache hatten einen angenehmen Fluss und ließ die richtigen Gefühle aufkommen.
Eher was für jüngere LeserInnen
Miss Pageturner am 26.02.2023
Bewertet: Buch (Taschenbuch)
Ich muss euch etwas gestehen: Dieses Buch lag seit ca. 8 Jahren auf meinem SUB, doch da ja im Januar die Netflix Serienadaption erschienen ist, griff ich nun endlich nach diesem Buch, von dem ich auch zuvor fast nur Lob gehört hatte. Doch hat es auch mir gefallen?
Mimimi, Erwachsene sind doof
Fangen wir, wie eigentlich immer, mit der Idee und dem Worldbuilding an. Wir befinden uns in London der sagen wir mal 90er oder frühen 2000er Jahre, so genau kann man das nicht sagen, da nirgendwo eine Zeitangabe in dem Buch zu finden sind. Da aber Fernseher erwähnt werden, Computer, Handys oder gar Smartphones jedoch nicht, gehe ich eben von den 90er oder frühen 2000er aus. Seit ein paar Jahrzehnten wird London bez. Großbritannien vom sogenannten Problem geplagt. Allerhand Geister suchen die Lebenden heim und können bei Berührung eine tödliche Krankheit übertragen. Ob dieses Phänomen nur in Großbritannien, oder auch dem Rest der Welt auftritt, wird nicht erwähnt. Die Geister können vor allem von Kindern wahrgenommen werden, Erwachsene spüren zwar die Auswirkungen, können sie aber weder sehen, noch hören. Daher ging man dazu über, in sog. Agenturen die Kinder zu Ghostbuster Jr. auszubilden und in den Kampf gegen die Geister zu schicken normalerweise in Begleitung eines Erwachsenen, der die strategische Leitung der Mission übernimmt.
In der Agentur, in der unsere Protagonistin Lucy arbeitet, ist dies jedoch anders, hier gibt es keine Erwachsenen, sondern nur sie und die Jungs Anthony Lockwood und George Cubbins. Zu dritt bekämpfen sie wütende und rachsüchtige Geister und versuchen ihre Agentur Lockwood und Co. nach ganz oben zu bringen.
Und hier fängt leider schon mein Problem mit dem Buch an. Während ich mir vorstellen kann, dass die Hauptzielgruppe von 10-16-Jährigen es super spannend finden, wie unsere drei Helden nicht nur wagemutig gegen Geister kämpfen, sondern sich auch gegen die Erwachsenen auflehnten, fühlte ich mich beim Lesen viel zu alt für das Buch. Tatsächlich hatte ich ganz schön viele Fragen im Kopf: Warum zum Beispiel geht niemand in die Schule? Warum stört es keinen, wenn drei Minderjährige völlig alleine in einem Haus leben? Wie kann Lockwood, als Minderjähriger ohne Vormund alleine sein Erbe verwalten? Und vor allem: warum ist es den meisten Leuten scheißegal, dass hier massenweise Kinder nicht nur arbeiten, sondern bei dieser Arbeit auch reihenweise umkommen?
Überhaupt lässt der Autor seien Protagonisten nicht wirklich ihrem Alter entsprechend auftreten, sondern versucht sie zu einer Art Minierwachsene zu machen. Leider wirkte auf mich das in etwa so, wie wenn Kinder Erwachsene spielen: Sie versuchen möglichst erwachsen zu reden, indem sie sich zum Beispiel gegenseitig als Kollegen bezeichnen, von Arbeitsverhältnis etc., sprechen und eine Professionalität vortäuschen, man merkt aber trotzdem: es bleiben Kindern, denen eben eine gewisse Lebenserfahrung fehlt, so sehr sie auch so tun, als hätten sie sie. All das wirkte auf mich, auch in Anbetracht der speziellen Situation mit dem Problem nicht wirklich natürlich, sondern albern und lächerlich. Tatsächlich ging das so weit, dass ich in den Konfrontationen der drei mit Erwachsenen häufig dachte, “Na, aber eigentlich hat der Erwachsene ja recht”
250 Seiten bevor es endlich losgeht
Das alles führte dazu, dass ich gerade mit Protagonistin Lucy, die sich selbst für besonders reif und erwachsen hält, wenig anfangen konnte. Lockwood war immerhin mit seiner Energie anstecken und auch George fand ich sympathischer (sein Pochen auf Recherche und gründliche Vorbereitung, während die anderen lieber kopflos voranstürmen und blind mit ihrem Degen rumfuchteln, mach ihn in meinen Augen nicht zu dem Looser/Langweiler, als der er dargestellt wird, sondern zum einzig halbwegs Vernünftigen in dieser Dreiergruppe). Durch diesen fehlenden Bezug zu den Charakteren empfand ich auch die erste Hälfte des Buches, als umso schleppender. Denn was man wohl beim Beginn des Lesens nicht erwarten würde: Der titelgebende Fall, auf den auch der Klapptext heiß macht, beginnt erst nach gut 250 Seiten des Buches. Zwar gibt es auch davor Geisterbegegnungen, die meisten Seiten gehen aber dafür drauf, die Charaktere und das Problem darzustellen, was durch Lucys nüchterne und gleichzeitig selbst preisende Erzählweise nicht gerade ein Highlight ist.
Als es dann endlich mit dem eigentlich Fall losgeht, wird das Buch besser, das gebe ich gerne zu. Beim letzten Drittel hatte ich sogar Spaß beim Lesen, wenngleich die Twists doch recht vorhersehbar waren, wobei diese Vorhersehbarkeit für jüngere Leser vielleicht nicht so stark gegeben ist. Am Ende bin ich nun schon ein bisschen neugierig, wie es mit der Lockwood und Co. Agentur weitergeht, aber ich denke, wenn ich die Reihe weiterverfolge, dann nur noch als Hörbuch irgendwo nebenbei gehört, denn sonst ist mir meine Lesezeit doch dafür zu schade.
Fazit:
Das Buch ist vielleicht tatsächlich eher etwas für jüngere LeserInnen, die drei Jugendliche, die sich für schlauer als alle Erwachsene zusammen halten als spannend und nicht albern, so wie ich, empfinden. Während das also eher Geschmackssache ist, hätte aber auch mein jüngeres ich noch ein Punkt für den zähen Mittelteil abgezogen. Insgesamt also ein Buch, das mich eher enttäuscht hat, das aber der Zielgruppe gefallen dürfte.