Der neue Jostein Gaarder: tiefgründig, philosophisch, eine Einladung zum Innehalten
Albert hat von seiner Ärztin und ehemaligen Geliebten eine schreckliche Diagnose erhalten. Er fährt in die einsam gelegene Hütte der Familie, die an einem Waldsee liegt. Soll er sein Leben selbst beenden, bevor es die tödliche Krankheit tut?
Um mit sich selbst ins Reine zu kommen, schreibt er in das Hüttenbuch. Er erzählt, wie er seine Frau Eirin kennenlernte und wie sie als junges Paar in das Märchenhaus einbrachen, das sie später gekauft haben. Wie seine Ehe zu kriseln begann, welche Rolle Sohn und Enkelin für ihn spielen und von seiner Begeisterung für die Astrophysik. Es wird eine lange Nacht, bis im Morgengrauen ein Boot ruderlos auf dem See treibt und ein Fremder erscheint.
Gelesen von Thomas Loibl.
(Laufzeit: 2h 49)
Alberts Diagnose kommt unerwartet. Er ist allein, seine Frau ist auf einem Kongress im Ausland. Wie soll er mit dem Wissen umgehen, dass er nach und nach die Kontrolle über seinen Körper verlieren wird und nur die Schmerzen bleiben? Kann und will er das aushalten oder soll er sein Ende selbst bestimmen? Er zieht sich in die einsame Ferienhütte zurück, lässt sein Leben Revue passieren und vertraut seine Gedanken dem Hüttenbuch an – bis er zu einer Entscheidung kommt.
Inhalt
Albert und Eirin haben fast ihr ganzes Leben gemeinsam verbracht. Sie haben trotz aller Höhen und Tiefen letztendlich ihren Lebensweg gemeinsam bestritten.
„Eirin und ich haben einander ernst versprochen, in guten wie in bösen Tagen zusammenzuhalten. Die guten Tage, fast nur gute, liegen hinter uns. Jetzt kommen die bösen Tage, aber vielleicht können wir auch darin etwas Gutes finden.“ (S. 123)
Doch auf einmal wird alles anders. Eirin ist auf einem Kongress weit weg von ihrem Mann. Er erhält von seiner Ärztin die Diagnose über eine Krankheit, die ihn binnen kurzer Zeit zum Pflegefall machen wird.
Die Krankheit wird seine motorischen Nervenzellen abbauen, was zur Folge hat, dass sein Körper immer mehr versteift und ihm letztlich das Leben kosten wird. Er fährt noch einmal hinaus an das gemeinsame Haus am See. Er blickt in Gedanken zurück und überlegt, ob er seinem Leben ein Ende zu setzen Leben überhaupt und philosophiert ausführlich mit der Frage befasst, ob die Erde der einzige bewohnte Planet im Weltraum ist und ob der Mensch allein ist.
Sprache und Stil
Jostein Gaarder läßt einen sterbenskranken Mann, Albert, dem es in Anbetracht seiner ihm noch verbleibenden Lebenszeit zwar gut geht, aber dessen Stunden gezählt sind, seine Lebensgeschichte erzählen. Einerseits handelt der Roman von einem Leben und das individuelle Schicksal und zeigt doch zugleich die großen Zusammenhänge der Welt, die Menschlichkeit und die Ängste auf.
Jostein Gaarder gelingt es, schwere Themen mit großer Leichtigkeit und einfachen Worten darzustellen. In philosophischen Ansätzen denkt Albert über das Leben, Verluste, Wünsche nach. Er denkt an seine Rückschläge und hat die tiefe innere Überzeugung, dass jedes Individuum auf Erden einzigartig ist.
„Was ist der Mensch?
Ist es nur ein glücklicher Zufall, dass wir hier sind?
Können wir all das mit etwas anderem in Verbindung
bringen als mit Physik und Chemie?“ (S.74)
Alberts Nachdenken beginnt mit der Diagnose seiner Erkrankung. Seine späte Erkenntnis schmerzt: „Zu einem wie auch immer gearteten Normalzustand führt kein Weg zurück. Es tut weh, daran zu denken“, (S.77) schreibt er in das Hüttenbuch
Die Sprache besticht durch kurze und prägnante Sätze. Der Text gestaltet sich zu einer tiefgehenden und philosophischen Reflexion über Momente, die genau richtig waren im kosmischen Sinn und in seinem persönlichen Leben.
„Aber Leben kann so vieles sein. Vielleicht gibt es ein vielfältiges Gewimmel von Mikroben auf einer Unzahl von Himmelskörpern im Weltraum. (S.77)
Fazit
Der Untertitel „Die kurze Geschichte einer langen Nacht“ trifft den Inhalt des Buches sehr gut.
Ein Buch, dass nachdenklich macht und zum Innehalten anregt. Nichts hat Bestand. Es verändert sich. Wir erkennen, dass die Endlichkeit zum Leben dazu gehört.
„Ich denke, dass die Zeit, die mit bleibt, weder zu lang noch zu kurz. Sie ist genau richtig.“ (S.125)
In seinem Buch "Genau richtig" erzählt Jostein Gaarder von Albert. Dieser bekam von seiner Ärztin eine niederschmetternde Diagnose gestellt. Sofort fährt Albert alleine in das an einem einsamen See gelegene Ferienhäuschen der Familie. Er will sich darüber klar werden, was das Wichtigste im Leben ist. Diesen Abend und die ganze Nacht lang erinnert sich Albert zurück. An die Zeit, als er sich in seine Frau verliebte, die Kinder und die Enkelin zur Welt kamen. Und er stellt sich den existenziellen Fragen von Leben und Tod. Und der Frage, wofür es sich zu leben lohnt. Gaarder gelingt es wieder einmal von schwierigen philosophischen Fragen in einfachen Worten zu erzählen: genau richtig!
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"Genau richtig"... ist dieses wunderbare Büchlein. Albert, bei dem eine tödliche Krankheit diagnostiziert wird, flüchtet sich in die Einsamkeit einer Ferienhütte, um sich über seine noch zu verbleibende Zukunft klar zu werden. Gaarder hat hier auf wenigen Seiten eine Einladung an uns geschrieben, zum Innehalten. Wunderbar!
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