"Vielleicht morgen, sagt der Hafenwärter. Vielleicht kommen die Fähren morgen wieder."
Auf einer vormals beliebten Urlaubsinsel bleiben mit einem Male die Fähren aus und mit ihnen die Urlauber. Das Leben kommt zum Stillstand, die meisten Bewohner verlassen die Insel, nur ein paar wenige harren aus. Hoffend auf eine Rückkehr der Fähren und isoliert voneinander gehen sie den immergleichen Tätigkeiten nach. Das Leben dieser Übriggebliebenen ändert sich erst, als ein Mädchen namens Ada auf unerklärliche Weise im Sommerpalast erscheint und die Nähe zu dem ehemaligen Hausmeister sucht. Ihre Fragen nach seiner Vergangenheit und nach der der Insel führen zu einem Umbruch, der auch dann nicht mehr aufzuhalten ist, als Ada so plötzlich verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. Mehr und mehr verweben sich die Geschichten der Figuren, die beginnen, sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen - und mit der Frage, ob eine Rückkehr der Fähren überhaupt wünschenswert ist.
Thea Mengelers Roman erzählt von privaten und gesellschaftlichen Machtverhältnissen, vom (Über-)Tourismus und von den Prozessen der Rückeroberung des eigenen Lebens, des eigenen Lebensraumes. In ihrer knappen, aber feinfühligen und präzisen Sprache schildert sie die Geschehnisse auf der Insel und das Innenleben ihrer Figuren, deren Lebensentscheidungen auf dem Prüfstand stehen.
literaturbine (ehemalige Buchhändlerin Osiander) aus Speyer am 28.04.2024
Bewertungsnummer: 2188872
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Nimmt man dieses Buch zur Hand, fällt einem sofort die liebevolle Gestaltung auf. Ein schönes Cover, ein gutes Papier und schlägt man das Buch dann auf, begrüßt den Leser eine klare, ordentliche aber zarte Schrift, die einer Einladung zum Lesen gleicht und Vorfreude weckt.
Das ist doch der Anfang einer wunderbaren Freundschaft...
Eine Insel im Nirgendwo. Von den meisten Bewohnern verlassen, übrig nur noch ein paar Seelen, die ihre eigene Geschichte haben.
Die Insel war mal voll, nachher so voller Menschen das keiner mehr kommen wollte und nun keine Fähren den Hafen mehr anfahren. Stille und Weite und Sprachlosigkeit sind die Hintergrundfarben dieses Romans.
Der Leser lernt sie kennen, die Menschen die noch da sind. Was machen sie, wie gehen sie mit der Sille um, was ist verloren gegangen? Zarte Bande werden geknüpft, es wird sich erinnert, gibt es Hoffnung?
Ein sehr poetisches Buch über die Auswirkungen des Massentourismus, in Erinnerung an die verloren gegangenen Rituale und Bräuche und an das Leben in der großen Gemeinschaft.
Ich mag Bücher sehr die mich zur Ruhe zwingen und von mir erwarten, genau gelesen zu werden. Den Rhythmus zu spüren und die Sätze und Zusammenhänge wirken zu lassen.
Die Worte und der Aufbau des Textes sind wohl überlegt und machen aus dem Buch ein kleines Kunstwerk.
Eine unbedingte Leseempfehlung!
Eine kraftvolle Erzählung. Dystopisch. Über Ruhe und Touristen.
MarcoL aus Füssen am 05.03.2024
Bewertungsnummer: 2146604
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Langsam und sanft fließt die Erzählung dahin, wie ein blaugrüner Fluss mit spiegelndem Sonnenlicht. Ein paar Stromschnellen – aufrüttelnd, was alles verloren ging auf der Insel, und was an Ruhe und Qualität, an Erholung für die Natur zurückgewonnen wurde – unterbrechen nur kurz, aber intensiv, den Text. Er erzählt uns von ein paar wenigen Menschen auf der Insel, die zurückgeblieben sind, als der Touristenstrom, welcher von den Fähren angespült wurde, ausblieb. Sie lebten ihr Leben, verrichteten ihre Dinge im gleichen Trott wie immer. Wenn sie sich trafen, dann beherrschte oftmals eine Frage das Gespräch: „Hast Du heute schon Fähren gesehen?“
Der Hausmeister, die Frau im gelben Haus mit ihrem Ehemann, den General, der nur mehr eine Last für sie war, die Direktorin, Müller oder Bäcker. Sie hinterfragten nicht, sie hofften.
Eines Tages erschien die kleine Ada im Sommerpalast. Der Hausmeister kümmerte sich um sie, fragte sich, woher sie kam, und war enttäuscht, als sie wieder verschwand. Er erzählte es den anderen, fragte die Inselbewohner, doch niemand wusste eine Antwort darauf.
Die Frau des Generals war des tagtäglichen Trotts überdrüssig. Jeden Tag setzte sie ihn auf das Pferd, welches ihn über die Insel trug. Immer in der Hoffnung, er möge nicht zurückkehren. Sie wollte weg, wollte das Leben auf der Insel nicht mehr führen.
Der Tourismus war allgegenwärtig, überall auf der Insel. Die besten Plätze wurden geopfert, um ein schöneres Hotel nach dem anderen in die Natur zu stellen. Die Menschen kamen in Scharen, mit ihnen der Lärm, der Schmutz, die Arbeit, welche sich zwangsläufig ergab.
Nach dem Ausbleiben dieses alljährlich stattfindenden Tsunamis verließen die meisten Bewohner die Insel, suchten und benötigten neue Arbeit.
Wer zurückblieb, kümmerte sich um die Insel, um sich selbst, in respektvoller Weise auch um seine wenigen Mitmenschen. Es schien, als wäre, nach dem alles andere verschwand, die Harmonie übrig geblieben.
Der Roman ist eine meisterhaft erzählte Geschichte, ich könnte ewig dort verweilen in dieser leicht dystopisch angehauchten Welt voller Ruhe. Die Lektüre hat mich sehr begeistert und berührt. Nicht zuletzt auch, weil ich selbst in einer Touristenhochburg lebe, die Vor- und Nachteile davon kenne, Ruhe und Einsamkeit oft schmerzlich vermisse. Insofern hat mir die Autorin auch aus der Seele gesprochen. Ich denke auch, es ist ein Gebot der Stunde, vieles (bis fast alles) in unserer Gesellschaft zu überdenken. Immer „höher, stärker, schneller“ wird uns aus der Bahn werfen. Leben mit der Natur, anstatt dagegen. Entschleunigung statt tausende Dinge gleichzeitig. Der Mensch wird irgendwann an sich selbst zerbrechen. Wie wird Lebensqualität definiert?
Ich kann euch diesen Roman wirklich nur ans Herz legen. Ganz große Leseempfehlung.
Auf einer namenlosen Insel steht das Leben plötzlich still. Die Fähren bleiben weg, bringen keine Menschen rüber und so fehlen den Einheimischen die Einnahmen und auch die Versorgung vom Festland. Früher wurde die Insel zum Anfang des Sommers nur so von Touristen überschwemmt. Was nun? Die Autorin beschreibt klug, den Weg vom (Über-)Tourismus bis hin zur Reflexion über den Sinn des Lebens. Große Leseempfehlung!
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Ein poetisches Meisterwerk. Das Buch ist ein "Anhalten" von der hektischen Welt, wie wir sie kennen und bringt viel Melancholie mit sich. Die Protagonistinnen und Protagonisten, die als letztes auf einer Insel verblieben sind, suchen auf eine sehr zarte Weise nach dem Sinn des Daseins. War das früher besser? Wie ist es jetzt? Und was bleibt übrig für die Zukunft? Kommen noch die Fähren oder bleiben sie fort?
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