„Weil auch in diesen Zeiten irgendwer das Richtige tun muss, einfach, weil es richtig ist.“
April, 1945. Alle spüren, dass der Krieg und die fürchterliche Ideologie der Nationalsozialisten kurz vor dem Ende stehen. Doch in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945, zwei Tage vor Hitlers Selbstmord, ereignet sich das dunkelste Kapitel der damals noch jungen Stadt Penzberg in Bayern. Denn während der einst von den Nazis abgesetzte Bürgermeister zurück ins Rathaus zieht, erlässt die Wehrmacht den Befehl, alle Widerständler sofort hinzurichten. Und zwischen allen Fronten stehen die Jugendlichen Marie, Schorsch und Gustl.
Kirsten Boies literarisches Plädoyer für den Frieden. Ausgezeichnet mit dem Katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis und dem Deutschen Jugendliteraturpreis.
Das Buch haben wir - meine Tochter und ich - zusammengelesen. So blieb Zeit, Nach-/Fragen gleich zu stellen und die Hintergründe zu verstehen und zu verarbeiten. Auch wenn es wenige Seiten sind, so brauchten auch wir die Zeit, um Eintrag für Eintrag zu lesen. Es ist ein sehr gutes Einsteigerbuch für die Jugendlichen der heutigen Zeit, wo der Geschichtsunterricht eventuell nicht mehr drauf eingeht. Die Abhandlung durch die Augen der Jugendlichen zu sehen, bringt viel Verständnis und die Nebenhandlung der zwischenjungendlichen Gefühle passt zum Alter der angesprochenen Zielgruppe. Wir finden das Buch sehr wertvoll.
Bewertung am 28.06.2021
Bewertet: Buch (Gebundene Ausgabe)
Ein unglaubliches Buch! Bedrückend, packend, aufwühlend! Und ein wichtiges Buch, das dafür sorgen kann, Vergangenes nicht in Vergessenheit geraten zu lassen! Danke, Kirsten Boie!
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Das eine 128 seitige Novelle so intensiv ausfällt ist dem Schreibstil der Autorin und dem tatsächlichen Geschehen geschuldet. Die Mordnacht in Penzberg am 28. April 1945. Mit dem Nachwort wurde es für mich nochmals verdeutlicht, auch die Frage, wie konnten Opferfamilien und Täterfamilien danach in einem Ort noch zusammen leben. Ein Buch für Jugendliche, die unbedingt über diese Zeit wissen müssen, aber auch Erwachsene werden sich der Intensität nicht entziehen können.
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Penzberg, Ende April 1945: Schorsch (15) und Marie (14) haben Schmetterlinge im Bauch. Heute haben sie sich zum ersten Mal geküsst. Für einen Moment war die Welt in Ordnung, obwohl sie es schon seit Jahren nicht mehr ist. Zu lange schon dauert der Krieg, und der vom Führer versprochene Sieg ist nirgends in Sicht, im Gegenteil. Dennoch darf das Deutsche Volk nicht aufgeben. Bis zum letzten Mann sollen sie kämpfen. Angeblich sind die Amerikaner schon ganz nah. Daher wird der Nero-Befehl gegeben: Alles soll zerstört/ unbrauchbar gemacht werden, bevor es dem Feind in die Hände fällt, Straßen, Fabriken. Hans Rummer, der Bürgermeister war, bevor die Nazis an die Macht kamen, will verhindern, dass das Bergwerk geflutet wird und die Bergleute (zum Großteil Kriegsgefangene) retten. Im Radio heißt es dann, der Krieg sei vorbei, und Rummer zieht wieder ins Rathaus ein. Seinen Vorgänger, Vonwerden, lässt er friedlich ziehen. Er verspricht den Bürgern, das Dorf ohne Blutvergießen an die Amerikaner zu übergeben. Doch dann gibt Oberstleutnant Ohm der Wehrmacht den Befehl, das Rathaus zu umstellen und ernennt sich zum Stadtkommandanten. Im Radio spricht Gauleiter Giesler. Er erklärt, dass feindliche Elemente den Sender übernommen hätten und der Krieg mitnichten vorbei sei. Alle Vaterlandsverräter sollen erschossen werden. Vonwerden wird wieder als Bürgermeister eingesetzt. Im Dorf ist man sich unsicher, wer denn nun hier das Sagen hat. Marie und Schorsch beobachten aus einem Versteck heraus, wie die Verurteilten zum Richtplatz geführt und von den Soldaten erschossen werden. Rummer ist der Letzte, der stirbt. Die Soldaten ziehen ab, in Richtung der Alpenfestung (die es übrigens nie gegeben hat, sie war nur Propaganda). Nun könnte alles vorbei sein, doch leider war das erst der Anfang.
Nicht weit entfernt, in Großhadern, hat sich der aus Penzberg stammende Gustl (15) dem “Werwolf” angeschlossen, genauer der “Gruppe Hans”, die aus knapp 100 Mann besteht. Sie sind eine treue Gemeinschaft, die Letzten, auf die der Führer noch zählen kann. Sie kämpfen im Untergrund, gehen speziell gegen den Verrat ihrer deutschen Volksgenossen vor und verüben Sabotage hinter den feindlichen Linien. Gustl schämt sich für seine Eltern, der Vater ein “Roter”, die Mutter ein Feigling, eine Schande. Er glaubt fest an den Führer, das Reich und die arische Rasse, und will auch an den Endsieg glauben. Entweder wird er als Held in sein Heimatdorf zurückkehren oder sein Leben für die Sache geben. Doch die Realität sieht anders aus. Die “Gruppe Hans” wird nach Penzberg beordert, und der “Leitwolf” sagt Vonwerden seine volle Unterstützung gegen die “verdächtigen Elemente” zu. Flugblätter werden verteilt: Tod allen Volksverrätern! Eine Liste mit Namen und Adressen wird erstellt. Der “Werwolf” geht auf die Jagd. Gustl ist mit Feuereifer dabei. Es gibt keine Verhandlungen. Die Leute, die auf der Liste stehen, werden gleich aufgehängt. Gustl muss sich übergeben. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Auch Marie und Schorsch werden Zeugen der Hinrichtungen. Sie kommen sich vor wie in einem Alptraum, doch es ist grausame Realität!
Diese Mordnacht (28./29. April 1945) hat wirklich stattgefunden! Nur einen Tag später marschierten die Amerikaner ein! Kirsten Boie verwendet im Buch die echten Namen, sowohl die der Opfer als auch die der Täter. Die Erzählperspektive wechselt dabei zwischen Opfern und Tätern. Man ist also mitten drin in den Ereignissen, was das Ganze unheimlich spannend macht. Wer jetzt noch denkt “nicht-noch-ein-2.-Weltkriegs-Buch”, der liegt echt total daneben, denn dieses Buch ist anders und einfach eine absolute Leseempfehlung. Mit den Endphasenverbrechen beleuchtet Kirsten Boie zudem einen Aspekt des 2. Weltkrieges, der vielen eher unbekannt ist. Ganz zurecht erhielt das Buch den “Katholischen Kinder- und Jugendliteraturpreis” und wurde außerdem gleich zweimal für den “Deutschen Jugendliteraturpreis” nominiert (von der Jugendjury und der Kritikerjury)!
Viel Spaß beim Lesen!!!